AA

Kambodscha: Parlament ratifiziert UNO-Tribunal

25 Jahre nach dem Ende der Gewaltherrschaft der Roten Khmer sollen deren Führer vor Gericht gestellt werden. Die Nationalversammlung in Phnom Penh billigte einstimmig die Einrichtung eines UNO-Tribunals.

Ministerpräsident Hun Sen sagte anschließend, auf diesen Schritt hätten das kambodschanische Volk und die internationale Gemeinschaft seit langem gewartet. Noch lebende Führer der Roten Khmer sollen wegen Völkermordes, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt werden.

Kambodscha hatte im Juni 2003 nach fünfjährigen Verhandlungen mit den Vereinten Nationen eine Vereinbarung über die Schaffung des Tribunals unterzeichnet. Die Ratifizierung des Abkommens verzögerte sich aber wegen einer elf Monate dauernden Regierungskrise. Das Tribunal soll sich aus kambodschanischen und ausländischen Staatsanwälten und Richtern zusammensetzen. Das asiatische Land hat zugesagt, die Hälfte der gegenwärtig auf 46 Millionen Euro geschätzten Kosten zu tragen.

Die Roten Khmer regierten von 1975 bis 1979 in Kambodscha und versuchten mit Gewalt, das Land in eine kollektivistische Agrargesellschaft umzuwandeln. Unter ihrer Herrschaft kamen schätzungsweise 1,7 Millionen Menschen ums Leben, andere Quellen gehen von mehr als zwei Millionen Toten aus.

Die vietnamesische Armee marschierte 1978 in das Nachbarland Kambodscha ein und eroberte im Januar 1979 Phnom Penh. Die Roten Khmer zogen sich daraufhin in den Dschungel zurück, von wo sie bis Ende der 90er Jahre einen Guerillakrieg führten. Anschließend liefen viele von ihnen zur Regierung über. Khmer-Anführer Pol Pot starb 1998. Mehrere Mitglieder seines Stabs befinden sich weiterhin auf freiem Fuß. Vor Gericht musste sich bisher kein ranghohes Khmer-Führungsmitglied verantworten.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Kambodscha: Parlament ratifiziert UNO-Tribunal
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.