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Kalifornien: Bush verhängt Notstand

Die verheerenden Brände in Südkalifornien haben sich weiter ausgebreitet. Bis Montagnacht gingen bereits 1.100 Wohnhäuser in Flammen auf. |

Wegen der schlimmsten Brände in Südkalifornien seit einem Jahrzehnt hat US-Präsident George W. Bush die Region zum Katastrophengebiet erklärt. Damit werden Bundeshilfen für die am stärksten betroffenen Gebiete, darunter San Diego und San Bernardino, freigegeben.

Inzwischen haben zehn große Feuer den Westküstenstaat von Los Angeles bis an die mexikanische Grenze in ein Flammenmeer verwandelt. Zehntausende sind auf der Flucht. Gouverneur Gray Davis berief die Nationalgarde zur Verstärkung der rund 5.000 Feuerwehrleute ein. Bei einem Rundgang verglich Davis die zerstörten Wohngebiete mit einer „Kriegszone“.

Arnold Schwarzenegger, der im November die Nachfolge von Davis antritt, sprach den Feuerwehrleuten seine Bewunderung aus. Nahe Simi Valley, wo Schwarzenegger Löschmannschaften besuchte, lobte er die Helfer als „wahre Helden“. Bei seinem Besuch in Washington in dieser Woche wolle er sicherstellen, dass Bundesmittel nach Kalifornien fließen.

Bis zu 30.000 Häuser sind nach Berichten des örtlichen Radiosenders KCBS akut von den Flammen bedroht. Eine Fläche von mehr als 160.000 Hektar Land wurden verkohlt. „Wir rechnen mit weiteren Verlusten“, sagte Pat Boss von der Waldbehörde National Forest in San Bernardino. Gouverneur Davis prophezeite einen Milliardenschaden, der die Flammenkatastrophe in den Hügeln von Oakland von 1991 weit übersteigen könnte. Damals kamen in Nordkalifornien 25 Menschen ums Leben. Über 3.000 Häuser und Wohnungen wurden zerstört, der Sachschaden mit zwei Milliarden Dollar (1,70 Mrd. Euro) beziffert.

Die Bevölkerung in Südkalifornien wurde von den Behörden zu höchster Alarmbereitschaft aufgerufen. Bill Bamattre, Leiter der Feuerwehr von Los Angeles, empfahl den Stadtbewohnern, wichtige Papiere und Medikamente griffbereit zu halten. Die Gesundheitsbehörde riet vor allem Älteren, Kindern und Kranken, die rauchverhangenen Gebiete zu meiden und sich möglichst zu Hause aufzuhalten. Der Bürgermeister von San Diego beschrieb die Luftqualität als „schrecklich“. Die Anwohner erhielten die Anweisung sparsam mit Wasser und Strom umzugehen. 80.000 Menschen waren zeitweise ohne Elektrizität, weil Strommasten von den Flammen zerstört wurden.

Tausende richten sich auf eine weitere Nacht in einer der vielen Notunterkünfte ein. Mary Justine Ranyon, die bereits am Samstag ihr Haus bei San Bernardino verlassen musste, teilt sich mit 400 anderen Menschen eine Schulaula. „Wir wissen nicht, ob unser Haus noch steht und wann wir zurück dürfen“, sagte die 56-Jährige. Die Polizei gab ihr wenige Minuten zum Packen. Sie konnte nur ihre zwei Katzen, wichtige Papiere, einige Bilder und wenige Kleidungsstücke mitnehmen, sagte Ranyon.

„Die Lage ist viel schlimmer als im Fernsehen berichtet wird“, schildert die Geschäftsbesitzerin Gene Leppard in Pine Valley die Situation. „Das Feuer ist schon ganz nah, aber keine Feuerwehr in Sicht.“ Die Einwohner der kleinen Ortschaft rund 70 Kilometer östlich von San Diego saßen am Montag auf gepackten Koffern und warten auf den Evakuierungsbefehl.

Im Raum San Diego, wo das Feuer am Wochenende die meisten Menschenleben gefordert hatte, flauten die heißen Wüstenwinde am Montagnachmittag (Ortszeit) leicht ab. Ungeachtet dessen breiteten sich die Flammen weiter aus. Feuerwehrleute äußerten die Befürchtung, dass sich zwei der großen Brände zu einer riesigen Flammenwand verbinden könnten. Erst für Mittwoch stellten die Meteorologen etwas kühlere Temperaturen in Aussicht.

Mindestens zwei der Feuer werden von der Polizei auf Brandstiftung zurückgeführt. Ein Mann sei festgenommen worden, sagte Sheriff Bill Kolender am Montag. Dabei soll es sich um einen Jäger handeln, der sich verirrt hatte und ein Signalfeuer entzündete, um so gefunden zu werden. Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles, Steve Cooley, verglich Brandstifter mit „Terroristen“ und forderte entsprechend hohe Strafen.

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