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Kahlschlag bei Swiss

Bei der neuen Schweizer Fluglinie Swiss werden Stellen gestrichen. Die Gewerkschaft befürchtet insgesamt den Abbau von bis zu 3000 Jobs.

Die Anfang April 2002 gestartete Schweizer Fluglinie Swiss steht am Abgrund. Wie ihre Vorgängerin Swissair droht sie in einem Strudel galoppierender Kosten und sinkender Nachfrage zu versinken. Dieses Szenario verbreiten Schweizer Medien seit Wochen. Sie sei mit ihren 9.000 Arbeitsplätzen und ihrer Flotte von fast 90 Flugzeugen zu groß und zu teuer. Doch Schweizer Politik und Wirtschaft halten unverdrossen an der mit beinahe fünf Mrd. Franken (3,26 Mrd. Euro) aufgepäppelten nationalen Airline fest. Schon soll ein drastischer Sanierungsplan retten was noch zu retten ist.

Schon bei ihrer Gründung nach dem Swissair-Zusammenbruch, der größten Unternehmenspleite in der Geschichte der Schweiz, hatte es Zweifel von Luftfahrtexperten gegeben, ob die Eidgenossenschaft wirklich eine eigene nationale Fluglinie nötig hat. Das Argument dafür lautete damals wie heute: Die Schweizer Wirtschaft braucht den direkten Fluganschluss an ihre Märkte, und der Flughafen Zürich muss als internationale Drehscheibe gestärkt werden.

Beides erscheint Experten heute nicht mehr zeitgemäß, und selbst Swiss-Chef Andre Dose geht mittlerweile davon aus, dass die Swiss nur innerhalb einer Fusion überleben kann. „Sicher ist, dass die Swiss nicht überlebensfähig sein wird, wenn wir nicht Teil eines Mergers (Zusammenschlusses) sein werden“, sagte der Swiss-Chef der Zeitschrift „Schweizer Touristik“. Fluggesellschaften seien zur Fusion gezwungen, wenn sie dem Kostendruck standhalten wollten. Doch Doses Bemühungen, etwa in eine schlagkräftige Allianz einzusteigen, scheiterten bisher – wie zum Beispiel an der British Airways. Auch soll sich Dose um einen Anschluss an die Lufthansa bemühen, was aber offiziell nicht bestätigt und von Experten auch als wenig wahrscheinlich angesehen wird.

Vielmehr ist es nach Ansicht von Luftexperten eher so, dass die Konkurrenz in Ruhe zusehen kann, wie sich die Swiss die Luft selber abschnürt. So hat sie sich etwa gegen den Staatsvertrag mit Deutschland über eine Begrenzung des Fluglärms über Süddeutschland ausgesprochen, was nun durch einseitige Maßnahmen Berlins zu Flugbeschränkungen führt. Auch der Flughafen Zürich sieht sich wegen seiner Ablehnung des Vertrages nun in der Sackgasse.

Der jetzige Sanierungsplan wird teuer: Um die Kosten um 1,6 Mrd. Franken (etwa über eine Mrd. Euro) zu senken und im nächsten Jahr wieder Gewinn zu machen, muss der Umsatz drastisch gesteigert werden. „Wir wissen, dass wir schwarze Zahlen schreiben müssen, um die Schweiz mit der Swiss zu versöhnen“, sagte der Swiss-Aufsichtsratspräsident, Pieter Bouw. Dazu muss die Swiss aber erst einmal in diesem und im nächsten Jahr bis zu 200 Millionen Franken aufwenden. Gesucht werden weitere 500 Mio. Franken – von wem die kommen sollen, ist noch unbekannt. Die Geschäftsleute hätten mittlerweile viele Alternativen, um auch ohne die Swiss ans Ziel zu kommen. Die Konkurrenz wartet nur darauf, einzuspringen. Und die Politik hat bereits angekündigt, keinen Rappen mehr für die Swiss zuzulegen.

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