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Kaffee und Zuhören: Die erste Hörbuchhandlung Wiens

Guter Kaffee, bequeme Sessel und Beschallung durch Hörbuch-Ausschnitte - das ist das Rezept, mit dem Thomas Rubik das Kaffeehaus zum Laufen bringen möchte, das im hinteren Raum der ersten Wiener Hörbuchhandlung "Audiamo" untergebracht ist.

Noch läuft es nicht so richtig, drei Wochen nach der Eröffnung ist der Inhaber aber noch entspannt. „Mit den Hörbuchverkäufen sind wir schon ganz zufrieden“, sagt Rubik gegenüber der APA, für das Cafe will er künftig auf Lesungen und Konzerte, alles im breiten Spektrum des Themas Hörbuch, setzen. „Und wenn die Leute irgendwann nur wegen dem guten Kaffee kommen, soll es mir auch recht sein.“

Mit dem Hörbuch kommt man schließlich trotzdem an allen Ecken und Enden in Berührung. Setzen andere Buchhandlungen immer stärker auf Leseecken zum Hineinschnuppern, gibt es in dem Geschäft in der Kaiserstraße in Wien-Neubau tragbare digitale „Hörstationen“ mit kurzen Proben, will man mehr, kann man sich an der Kasse einen tragbaren CD-Player holen. „Zurücklehnen und Gefallen daran finden, sich einfach vorlesen zu lassen“ lautet Rubiks Strategie zur Erschließung neuer Kundenschichten. Denn dass das Cafe bisher wenig genutzt wird, führt er unter anderem auf die Kunden zurück, die er aus sieben Jahren Online-Buchhandlung mitgebracht hat – häufig „Spezialisten“ mit ganz konkreten, ausgefallenen Hörbuch-Wünschen.

Diese Kundenschicht zu bedienen sieht Rubik auch als die primäre Aufgabe seiner Spezialbuchhandlung. „Die heißesten Titel bekomme ich wahrscheinlich bald beim Hofer“, so der Hörbuch-Liebhaber. Und wenn nicht im Supermarkt, dann in den meisten anderen Buchhandlungen, die ein kleineres Sortiment anbieten. Für ausgefallenere Titel, für neueste Entwicklungen, die Rubik von den großen deutschen Buchmessen mitbringt, oder für seltene ungekürzte Fassungen möchte er in Wien zur Anlaufstelle werden. Was sein Sortiment angeht, schreckt er aber auch vor weniger anspruchsvoller Literatur nicht zurück. Titel von Barbara Cartland oder andere typische „Groschenromane“ finden genauso Platz, wie ungezählte Mystery-Serien oder reihenweise Sachbücher – auch von Verlagen, die wegen ihrer raschen und billigen Produktion nicht unumstritten sind. „Es sind nicht alles Perlen“, gibt Rubik zu. „Aber manche Titel sind für den Preis wirklich unschlagbar.“

Das Problem an billigeren Produktionen seien die Sprecher, die für die meisten Kunden genauso wichtig sind, wie der Text selbst. „Neukunden steigen oft mit bekannten Titeln ein, werden dann aber vom Sprecher auch zu anderen Hörbüchern inspiriert“, erklärte Rubik. Für diese Kunden werde das Hörbuch das Buch nie ersetzen, die gekürzte Lesung mit einer guten Sprecherstimme werde einfach zu einem zusätzlich Genussfaktor. Die Kritik, mit gekürzten Fassungen „Literatur light“ anzubieten gelte deshalb weder für die eine, noch für die andere Kundenschicht. Richtige „Hörbuchkunden“ würden sich ohnehin nicht mit gekürzten Fassungen zufriedengeben. Und wer unbedingt „Literatur light“ – im Sinne von Kürzungen – konsumieren wolle, habe sich auch schon seit fast einem Jahrhundert mit Readers Digest bedienen können.

„Light“ darf im „Audiamo“ also sein, bei der literarischen, wie bei der kulinarischen Auswahl. Wie „light“ der Kundenandrang bleibt, wird allerdings von der Frage abhängen, ob Wien für eine reine Hörbuchhandlung tatsächlich schon reif ist. „Wir müssen einfach versuchen, überall dabei zu sein und auf das Hörbuch aufmerksam zu machen“, lautet Rubiks Vorsatz. Denn das Hörbuch-Potenzial der Stadt sei noch lange nicht ausgeschöpft.

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