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Kältewelle in Europa: Über 100 Tote allein in der Ukraine

Kältewelle in ganz Europa
Kältewelle in ganz Europa ©EPA
Vor allem der Osten Europas wird derzeit von einer ungewöhnlich hartnäckigen Kältewelle überrollt.
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Obdachlose leiden unter Kälte

Allein in der Ukraine und in Russland sind bereits weit mehr als 100 Menschen erfroren. Sogar aus Rom wurde dichter Schneefall gemeldet, Schulen blieben geschlossen, Straßen waren gesperrt, der Bahnverkehr kam ins Stocken. Die Prognosen für die kommenden Tage verheißen nichts Gutes: es wird noch kälter. Österreichs Kältepol ist das Waldviertel, wo Temperaturen jenseits der minus 20 Grad gemessen wurden.

Ukraine: Über 1.200 Menschen wegen Erfrierungen behandelt

In der Ukraine sind allein in der vergangenen Nacht mindestens 38 Menschen der Eiseskälte mit Temperaturen bis minus 32 Grad zum Opfer gefallen. Damit stieg die Zahl der Kältetoten in der ehemaligen Sowjetrepublik seit dem Wochenende nach offiziellen Angaben auf 101. Mehr als 1.200 Menschen werden wegen Erfrierungen in Krankenhäusern behandelt. Beobachter vermuten, dass es tatsächlich noch weit mehr Opfer gibt. Die meisten Opfer sind Obdachlose. 64 Leichen seien in den Straßen gefunden worden.

Schweden zittert bei Minus 42 Grad

Auch die an Frost und Schnee gewöhnten Nordeuropäer bekommen die Extremkälte über Europa immer heftiger zu spüren. Vor allem im nördlichen Teil Schwedens wurde am Freitag bei Temperaturen unter 30 Grad minus der Zugverkehr auf mehreren Hauptstrecken eingestellt. Mit eingefrorenen Weichen und zugeschneiten Strecken lief einfach nichts mehr. In der Ortschaft Kvikkjokk-Arrenjarka in Lappland wurden am selben Tag erstmals unter 40 Grad Frost gemessen. Minus 42 Grad seien schwedischer Kälterekord für diesen Winter, berichtete der Rundfunksender SR.

Erste Kältetote in Russland

Erstmals gab auch Russland offizielle Zahlen zu den Kälteopfern bekannt: Demnach erfroren im Jänner insgesamt 64 Menschen. In der russischen Hauptstadt mussten in der Nacht auf Freitag erneut etwa 20 Menschen mit Erfrierungen in Krankenhäuser gebracht werden. Die Fährverbindung zur Insel Putjatina unweit der Großstadt Wladiwostok am Pazifik war erstmals seit Jahren wegen dicker Eismassen unterbrochen.

Prekäre Situation in Polen

In der bisher kältesten Nacht des Winters sind auch in Polen erneut acht Menschen erfroren. Allein in den ersten Februartagen fielen 17 Menschen der Kälte zum Opfer, teilte eine Ministeriumssprecherin am Freitag in Warschau mit. In vielen Städten betrugen die Temperaturen am Freitag bis minus 30 Grad. Auch tagsüber war nur wenig Erwärmung zu spüren. Besonders bedrohlich war die Lage für etwa 3.500 Einwohner der masurischen Kleinstadt Dobre Miasto, die nach einem Zusammenbruch im örtlichen Energieversorgung weder Heizstrom noch warmes Wasser hatten.

Erhebliche Behinderungen durch Schneefall in Italien

Kälte und Schnee haben auch Mittel- und Norditalien weiterhin fest im Griff. Starke Schneefälle in mehreren norditalienischen Regionen sorgten für erhebliche Behinderungen im Straßen-, Bahn- und Flugverkehr. In der Nacht auf Freitag schneite es auch in Rom. Die Schulen blieben am Freitag und Samstag in der 3,5 Millionen-Metropole geschlossen.

Eisschollen haben die Schifffahrt auf dem bulgarischen Abschnitt der Donau am Freitag stark behindert. Der Fluss sei bei den Städten Russe und Silistra bis zu 60 Prozent zugefroren, teilte die bulgarische Donaubehörde mit. In Bulgarien sind seit dem Kälteeinbruch insgesamt elf Menschen erfroren. Die Temperaturen stiegen aber am Freitag mancherorts wieder auf null Grad. Die zweithöchste Warnstufe orange wurde nur noch in elf der 28 Regionen ausgerufen. Wegen der Eiseskälte im Nachbarland Rumänien wurden die Bulgaren vor Reisen dorthin gewarnt.

Österreichs Kältepol Litschau: Minus 22,6 Grad

Weniger dramatisch, aber ebenso eisig ist die Lage in Österreich. Vor allem im östlichen Flachland zog sich das Quecksilber in den Thermometern immer mehr zurück, Kältepol des Landes war eindeutig das Waldviertel in Niederösterreich. Litschau lag mit minus 22,6 Grad an der Spitze, knapp vor Weitra mit minus 21,9 Grad und Zwettl mit minus 21,4 Grad. Spitzenreiter bei den Landeshauptstädten war abermals Wien. Auf der 450 Meter hoch gelegenen Jubiläumswarte in Ottakring wurden minus 18,3 Grad gemessen – nur 3,7 Grad mehr als am 2.864 Meter hohen Pitztaler Gletscher. Klagenfurt schaffte es in dieser Rangliste als einzige Landesmetropole mit minus 9,9 Grad nicht über die Minus-Zehn-Grad-Hürde.

Österreich zittert weiter sinkenden Temperaturen entgegen

Meteorologen gehören für gewöhnlich nicht zu jenen Menschen, die gerne mit Superlativen um sich schmeißen. Darum lässt die Aussage der ZAMG-Wetterexperten, die derzeitige Kälteperiode sei “ungewöhnlich”, schon einigermaßen aufhorchen. Vor allem im östlichen Flachland zog sich das Quecksilber in den Thermometern immer mehr zurück, Kältepol des Landes war eindeutig das Waldviertel in Niederösterreich. Die eisige Prognose: Es wird noch kälter.

Eine derartige lange und heftige Kältewelle ist in Österreich nicht alltäglich. Alexander Orlik, Klimatologe der ZAMG am Freitag: “Insgesamt dürften wir bei dieser Kältewelle selbst in den Landeshauptstädten auf eine Serie von etwa fünf bis sieben Tagen am Stück kommen, an denen die Temperatur unter minus zehn Grad gesunken ist. Das kommt in Österreich im Schnitt alle fünf bis zehn Jahre vor. Ähnliche Kältewellen gab es 2006, 1996 und 1985. Wobei die Kältewelle 1996 am ehesten mit unserer derzeitigen Frostserie vergleichbar ist, weil 2006 die Temperaturen großteils nicht so ganz tief waren.”

Spitzenreiter bei den Landeshauptstädten ist abermals Wien. Auf der 450 Meter hoch gelegenen Jubiläumswarte in Ottakring wurden minus 18,3 Grad gemessen – nur 3,7 Grad mehr als am 2.864 Meter hohen Pitztaler Gletscher. Klagenfurt schaffte es in dieser Rangliste als einzige Landesmetropole mit minus 9,9 Grad nicht über die Minus-Zehn-Grad-Hürde.(APA)

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