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Kadyrow-Netzwerk: Banjaevs Anzeige im Wortlaut

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NGO-Aktivist schildert drei Angriffe: Die APA druckt im Folgenden die Anzeige im Wortlaut ab, die Vaha Banjaev am 21. Oktober 2010 bei einer Wiener Polizeiinspektion und im Weiteren auch beim Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung erstattet hatte.

“Im Oktober 2008 haben unbekannte Männer versucht, mich umzubringen. Am späteren Abend war ich unterwegs zur Wohnung in 1220 Wien und bin aus dem Bus in der Polgarstraße ausgestiegen. Mit mir gemeinsam sind vier Leute ausgestiegen, wobei zwei Männer mir nachgegangen sind. Ich habe aus Vorsicht nach links geschaut und hatte den Eindruck, dass die Männer bei mir vorbeigehen werden. Von einem der Männer bekam ich einen Messerstich in den rechten Rippenbereich in Höhe Leber. Beide hatten Holzknüppel bei sich und schlugen auf mich ein. Bei meinen Abwehrhandlungen wurde das Gelenk des rechten Zeigefingers zertrümmert. In der Zwischenzeit sind noch zwei Männer dazugekommen. Aufgrund meiner Kampfausbildung konnte ich mich einigermaßen wehren und schlug einen Mann zu Boden. Plötzlich fuhr auf der Erzherzog-Karl-Straße, vermutlich zufällig, ein Polizeiauto mit Blaulicht vorbei und als die unbekannten Männer dies bemerkten, flüchteten sie. (…) Die vier Männer sind mir unbekannt.

Zirka drei Wochen später wollte ich in der Erzherzog-Karl-Straße zu einem Internetladen gehen und wie ich die Straße überqueren will, bleibt ein Auto stehen und die Hintertür wird geöffnet. Ich hör noch, wie jemand in tschetschenisch sagt, ‘da geht er – schieß, er haut ab’. Ein Mann ist ausgestiegen und hat in meine Richtung geschossen – Distanz war zirka zehn bis 15 Meter. Der Knall war nicht sehr laut, sondern eher ein Zischen, aber ich bin mir sehr sicher, dass es sich dabei um eine Pistole gehandelt hat. Ich bin daraufhin sofort in einen Hauseingang geflüchtet und wurde nicht verfolgt. Das Fahrzeug (ein schwarzer BMW mit einer Art Antenne am Dach, slowakisches Kennzeichen, mehr weiß ich nicht) und die unbekannten Männer sind dann vermutlich weggefahren, da ich sie später nicht mehr gesehen habe.”

“Ich befand mich am 27. September 2010 in Wien 22 im Restaurant (…), um mich mit einem früheren politischen Kollegen zu treffen. Zweck des Treffens war ein vorangegangener Vorfall, bei dem zwei tschetschenische Männer, die dem Lager von Ramsan Kadyrow angehören, spät in der Nacht bei meiner Lebensgefährtin an der Tür geklopft hatten, um sie augenscheinlich einzuschüchtern. (…) Meine Lebensgefährtin hat die beiden Personen damals erkannt und den Vorfall der Polizei gemeldet.

Das Treffen fand in einem Separee in diesem Lokal statt, wo zu meiner Überraschung auch die zwei Männer, K. Suleiman und J. Kosum, die am Freitag zuvor an der Türe geklopft hatten anwesend waren. Ich habe mich dann bemüht, die beiden zu ignorieren und gleich gefragt, warum dieser Vorfall mit der Türe geschehen ist. Trotz der Anwesenheit der anderen Personen bin ich geblieben, weil ich dachte, dass ich durch die Präsenz meines früheren Kollegen geschützt sei. Wir haben dann vereinbart, einmal etwas zu essen unabhängig von der Anwesenheit der beiden anderen das Thema zu besprechen (…).

“Mit seiner rechten Faust in mein Gesicht”

Ich habe dann angedeutet, dass ich das Gespräch in dieser Art und Weise für sinnlos halte und beenden will. Er (der Ex-Kollege, Anm,.) hat mich daraufhin gebeten, doch noch für fünf Minuten zu bleiben (…) Er hat daraufhin einen Anruf erhalten und hat das Separee in Folge verlassen. Zuvor hat er mir noch mitgeteilt, dass er gleich wieder da sei. Ich habe dann gleich gemerkt, dass es für mich in dem Raum gefährlich wird. K. hat dann auch gleich zu mir wörtlich gemeint: ‘Ich habe dich schon einmal gewarnt, dass du deine politische Arbeit einstellen sollst. Weißt du überhaupt wer das ist? Wir die K. Familie?’ Ich wollte in Folge aufstehen und die Örtlichkeit verlassen. Dabei habe ich ihm wörtlich mitgeteilt: ‘Ich kenn deine Familie nicht -  ich kenne nur dich.’ Er wollte mir mit seiner Aussage signalisieren, wie mächtig er und seine Familie in Tschetschenien sind, worauf ich nicht eingehen wollte, da ich selbst noch Familie in Tschetschenien habe und auf keinen Fall auf diese Schiene abgleiten wollte. K. saß links von mir, und schlug mich gleich nach Beendigung dieses Satzes, während ich aufstehen wollte, zweimal zuerst mit seiner linken und dann mit seiner rechten Faust in mein Gesicht.

Auf beiden Händen trug er mehrere massive Metallringe, wodurch er mich erheblich verletzte. Ich bin dann zusammen mit dem Stuhl nach hinten zu Boden gefallen, wo der Sessel zerbrochen ist. Am Boden liegend hat mich K. dann noch mit seinem Fuß in die linke Rippenseite getreten. J. Kosum, der den ganzen Vorfall beobachtet hatte, jedoch vorerst nicht eingegriffen hatte, zog K. dann von mir weg. Ich habe dann mitbekommen, wie K. die Örtlichkeit verlassen hat. Etwas später ging auch J. und ließ mich alleine. Später kam der Besitzer des Lokals in den Raum, hat mich gesehen und wollte sofort die Polizei rufen, was ich jedoch aus Angst vor weiteren Gewaltübergriffen abgelehnt habe. Zirka 15 Minuten später sind dann J. und I. wieder in das Zimmer zurückgekehrt I. hat dann zu mir gemeint, dass ich nicht die Polizei rufen soll und stattdessen einfach sagen soll, das ich hingefallen bin. (…)

Über Drängen meiner Lebensgefährtin bin ich am Donnerstag, 30. September 2010, doch noch mit zur Behandlung ins AKH gefahren. Einen Tag später wurde ich stationär aufgenommen und am 11. Oktober 2010 wieder entlassen. U.a. wurde festgestellt, dass ich durch die Verletzung auf meinem rechten Auge nur mehr fünf Prozent meiner ursprünglichen Sehkraft besitze. (…)

Während meines Aufenthaltes im Krankenhaus hat mich dann mein früherer Kollege besucht und mir wortwörtlich mitgeteilt: ‘Beende deine politische Arbeit und störe die anderen nicht, ihre Arbeit zu tun – Wenn du die beiden ins Gefängnis bringst, dann kriegst du Probleme. Du hast ja noch Familie in Tschetschenien.'”

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