Kaczynski äußerte sich allerdings nicht dazu, wann er den Vertrag unterzeichnen werde. Bisher hat er seine Zustimmung für den im polnischen Parlament bereits gebilligten Vertrag verweigert.
“Der Schlüssel liegt bei Irland”, sagte Kaczynski vor Journalisten. Er deutete auf seine bekannte Position hin, die Ratifizierung erst dann vorzunehmen, wenn alle EU-Länder zu diesem Schritt bereit sind. Neben Irland, das sich bei einem Referendum mehrheitlich gegen den Vertrag ausgesprochen hat, hob Kaczynski auch Deutschland und Tschechien hervor, wo nach seinen Angaben noch die Entscheidungen der Verfassungsgerichtshöfe über den Vertrag ausstehen. Polen hingegen habe keine Probleme mit dem Vertrag, sondern eine bestimmte Vorstellung von Einstimmigkeit, so Kaczynski. Das polnische Parlament stimmte Anfang April dem EU-Reformvertrag zu. Der Präsident weigert sich jedoch bis dato das Dokument zu unterzeichnen, weswegen er bereits unter nationalen und internationalen Druck geraten ist.
Kaczynski beteuerte weiters seinen Widerstand gegen die Wiederaufnahme der Verhandlungen zwischen EU und Russland über ein neues Partnerschaftsabkommen. Russlands Vorgehen in Georgien verdiene keinen Preis, sagte Kaczynski. Zusammen mit dem Präsident von Litauen, Valdas Adamkus, hatte Kaczynski die EU aufgefordert, die Verhandlungen nur unter der Bedingung wieder aufnehmen, dass Russland seine Truppen in den beiden von Georgien abtrünnigen Regionen Abchasien und Südossetien auf die Positionen vor dem georgisch-russischen Krieg zurückzieht.
Sloweniens Präsident Türk betonte dazu, dass die Verhandlungen zwischen der EU und Russland eine strategische Bedeutung für beide Seiten hätten. Türk erwartet, dass sie, wenn auch mit einer langsameren Dynamik, fortgesetzt und auch erfolgreich abgeschlossen werden.
Das polnische Staatsoberhaupt drückte angesichts des Wahlsieges von Barack Obama bei der US-Präsidentenwahl die Überzeugung aus, dass die neue US-Regierung nicht die bisherige amerikanische Position betreffend der Errichtung eines Raketenabwehrsystems in Osteuropa ändern werde. Er wiederholte, dass der geplante Raketenschild nicht gegen Russland gerichtet sei.