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Kabul: „Heiliger Krieg“ gegen Drogen

Zwei Tage nach seiner Amtsübernahme hat der afghanische Präsident Hamid Karzaieinen „Heiligen Krieg“ gegen den alarmierenden Drogenanbau im Land angekündigt.

„Ob die Internationale Gemeinschaft uns hilft oder nicht, wir sind fest entschlossen, Anbau und Handel von Schlafmohn in Afghanistan zu unterbinden“, sagte Karzai am Donnerstag in Kabul zur Eröffnung einer nationalen Anti-Drogen-Konferenz. Der einst gegen die Sowjetunion geführte Dschihad (Heilige Krieg) müsse gegen die Drogen gerichtet werden. Sie stellten für Afghanistan inzwischen eine größere Bedrohung dar als Terrorismus, Kriegsherren oder der sowjetische Einmarsch 1979.

Afghanistan ist nach dem Sturz der Taliban vor drei Jahren wieder zum weltweit größten Produzenten von Rohopium geworden, dem Grundstoff für Heroin. Nach dem im November veröffentlichen Bericht des für Drogen und Kriminalität zuständigen UNO-Büros (UNODC) hat der Schlafmohn-Anbau in Afghanistan in diesem Jahr um 64 Prozent zugenommen. Karzai warnte, die Drogen könnten das Land wieder in die Zerstörung führen. Die zweitägige Konferenz soll Maßnahmen der Regierung in den kommenden Jahren gegen Drogen diskutieren.

Der US-Sondergesandte Zalmay Khalilzad warnte, illegale Drogen seien eine tödliche Bedrohung für Afghanistan und für die Partnerschaft des Landes mit der freien Welt. Drogengelder finanzierten Terroristen und förderten Korruption. Khalilzad sagte, der US-Kongress plane, Afghanistan 780 Millionen US-Dollar für den Kampf gegen Drogen zur Verfügung zu stellen. Die britische Botschafterin Rosalind Marsden sagte, der Drogenhandel könnte alle anderen Anstrengungen für Sicherheit und Demokratie untergraben.

Die bisherige afghanische Übergangsregierung unter Karzai warnt schon seit langem vor den Folgen des zunehmenden Drogenproblems in Afghanistan und bittet die Internationale Gemeinschaft immer wieder um Hilfe. Besonders die Truppensteller der Internationalen Schutztruppe ISAF lehnen ein Engagement ihrer Soldaten im Kampf gegen Drogen wegen der damit verbundenen Gefahren allerdings vehement ab.

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