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Außenseiter in Stichwahl um Präsidentenamt in Tunesien

Einer dieser beiden Herren wird neuer tunesischer Präsident
Einer dieser beiden Herren wird neuer tunesischer Präsident ©APA (AFP)
Bei der Präsidentenwahl in Tunesien kommt es zu einer Stichwahl zwischen zwei politischen Außenseitern. Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis gewann der Verfassungsrechtler Kaïs Saïed die erste Runde der Wahl mit 18,4 Prozent der Stimmen, wie die Obere Unabhängige Wahlbehörde ISIE am Dienstag mitteilte. Dahinter lag der derzeit inhaftierte Medienunternehmer Nabil Karoui mit 15,6 Prozent.

Der unabhängige Jus-Professor Saïed hatte sich im Wahlkampf bewusst von allen Parteien distanziert und auf einen Tür-zu-Tür-Wahlkampf gesetzt. Karoui wiederum hatte sich in den vergangenen Jahren einen Ruf als Wohltäter aufgebaut, indem er vor den Kameras seines Senders Nessma TV Elektrogeräte oder Nahrungsmittel an Arme verteilte. Er war nur wenige Tage vor Wahlkampfbeginn wegen des Verdachts der Geldwäsche und der Steuerhinterziehung in Untersuchungshaft genommen worden.

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Wahlbeteiligung

Die Wahlbeteiligung in der ersten Runde am Sonntag lag nach Behördenangaben bei 45 Prozent und damit deutlich niedriger als 2014, als noch 64 Prozent der Wahlberechtigten in der ersten Runde der Präsidentenwahl an die Urnen gegangen waren.

Die ursprünglich für November angesetzte Präsidentschaftswahl war nach dem Tod des 92-jährigen Präsidenten Béji Caïd Essebsi Ende Juli auf den 15. September vorgezogen worden. Essebsi war 2011 nach dem Sturz des damaligen Diktators Zine El Abidine Ben Ali gewählt worden.

Derzeit amtierende Politiker und die Kandidaten der im Parlament vertretenen Parteien wurden deutlich abgestraft. Ministerpräsident Youssef Chahed kam nur auf 7,4 Prozent, Verteidigungsminister Abdelkarim Zbidi lag mit 10,7 Prozent knapp davor. Und auch der Kandidat der islamisch-konservativen Ennahda, Abdelfattah Mourou, verpasste mit 12,9 Prozent deutlich den Einzug in die Stichwahl.

Trotz umfassender demokratischer Reformen nach den arabischen Aufständen 2011 sind viele Tunesier unzufrieden und hadern vor allem mit der schlechten Wirtschaftslage.

(APA/dpa/ag.)

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