Junge Staatsanwältin fühlte sich von Besucher bedroht: Prozess
Er hatte am 23. Mai der Anklägerin mitgeteilt, er werde einen Kontrahenten “selbst erschießen”, falls diese ihn nicht einsperre.
Im Hintergrund geht es um 60.000 Euro, die der 26-Jährige seinem Widersacher schulden soll. Er behauptet allerdings, ein anderer habe in seinem Namen das Geld bei dem für seine Wucherzinsen berüchtigten Geldverleiher aufgenommen. Jedenfalls beharrt der angebliche Gläubiger auf Rückzahlung des Betrags samt Zinsen und Zinseszinsen, und er soll schließlich zur Untermauerung seiner Forderung zwei Männer vor der Wohnung des 26-Jährigen postiert und Drohungen in Richtung dessen Familie gerichtet haben.
Angeklagter ist “narrisch geworden”
Der Familienvater marschierte aus Angst um seine beiden kleinen Kinder zur Polizei und schilderte seine missliche Situation. Man beschied ihm seiner Aussage nach, ihm nicht helfen zu können und schickte ihn zur zuständigen Staatsanwältin, wo der Mann darauf drängte, diese möge einen Haftbefehl erlassen.
Als die Anklägerin diesem Ersuchen nicht nachkam, “ist er narrisch geworden”, schilderte Verteidiger Elmar Kresbach die Reaktion seines Mandanten. Dieser sei “sicher kein Heiliger”, sondern “ein Häferl, der sich einer robusten Ausdrucksweise befleißigt”. Natürlich habe der Mann nie daran gedacht, Selbstjustiz zu üben: “Er hat sich halt im Kreis geschickt gefühlt. Und die Staatsanwältin war halt eine Junge, die noch nicht so viele Erfahrungen gesammelt hat mit dem Milieu in dieser Stadt”.
Staatsanwältin nahm Drohung ernst
Statt den Widersacher ins Gefängnis zu bringen, landete der 26-Jährige dank seines Auftritts im Dienstzimmer der Anklägerin im Gefängnis. Diese nahm seine Drohung nämlich Ernst, zumal der Mann mehrere Vorstrafen – unter anderem wegen Körperverletzung – aufweist und bereits ein offenes Verfahren wegen gefährlicher Drohung zu gewärtigen hatte.
(APA)