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Jugendliche in kanarischen Flüchtlingslagern sexuell misshandelt

Die internationale Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat schwere Missbrauchsvorwürfe gegen die Leitung von Flüchtlingsauffanglagern auf den Kanarischen Inseln erhoben.

Die Organisation legte am Donnerstag in Madrid einen Bericht vor, nach dem es in mindestens zwei Auffanglagern, in denen sich vor allem Kinder aus dem Senegal und Marokko befinden, zu gewalttätigen Übergriffen sowie zu sexuellen Misshandlungen gekommen sein soll.

Konkret nannte die HRW-Beauftragte Simone Troller das mit 200 Kindern völlig überfüllte Auffanglager „La Esperanza“ auf Teneriffa und das Heim Arinaga auf Las Palmas, das mit 135 Flüchtlingskindern ebenfalls aus allen Nähten platzt.

Mehrere Kinder hätten berichtet, von Betreuern geschlagen worden zu sein. Zudem würden sie nicht vor Übergriffen durch andere Insassen geschützt. Aufseher sähen bewusst weg, klagt HRW an. „Wenn wir sagen, dass wir Hunger haben, sagen sie, wir hätten im Senegal ja auch gehungert“, berichtete ein 17-jähriger Senegalese nach Angaben der Menschenrechtsorganisation.

Human Rights Watch forderte die spanische Regierung auf, die provisorischen Auffanglager auf den Kanaren zu schließen und die Kinder in angemessenen Unterkünften unterzubringen. Zudem müssten die Behörden Berichten über Misshandlungen nachgehen und die Täter zur Rechenschaft ziehen. Die spanische Staatsanwaltschaft, die bereits die Anklagen vor Ort überprüfte, hat jedoch keine Anzeichen von Misshandlungen oder gar sexuellen Missbräuchen finden können.

Im vergangenen Jahr erreichten nach Angaben der Menschenrechtsorganisation fast 1000 Kinder und Jugendliche die Kanarischen Inseln. In der Mehrzahl handelte es sich um minderjährige Schwarzafrikaner aus ärmlichen Verhältnissen. Um dem Ansturm zu begegnen, hätten die Regionalbehörden vier Notfallzentren für bis zu 500 Kinder errichtet. Unterdessen hat die spanische Küstenwache in der Nacht auf Donnerstag ein weiteres Flüchtlingsboot mit 149 Insassen vor der Kanareninsel El Hierro gestoppt. Ob sich auch Minderjährige unter den illegalen Immigranten befanden, ist bisher nicht bekannt.

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