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Jugendkriminalität: Immer mehr Migranten in Bewährungshilfe

Einen Anstieg der Jugendkriminalität ortet man auch beim Bewährungshilfe-Verein "Neustart". Die brutale schwere Form von Gewalt sei gesunken, eine Zunahme gebe es allerdings bei Raub, sagte Sprecher Andreas Zembaty zur APA.

In der Bewährungshilfe sei vor allem der Anteil der Migranten gestiegen. Es gebe eine verstärkte Orientierung am Fundamentalismus, als Reaktion auf das Gefühl der Heimatlosigkeit gebe diese Ideologie offenbar halt.

In der rechtsorientieren Szene beobachte man ähnliche Entwicklungen. Besonders im muslimischen Bereich sinke das Interesse an Integration, meinte Zembaty. Bei straffälligen Jugendlichen aus dem Migrationsbereich spiele vor allem Überforderung eine Rolle.

Noch auffallender sei jedoch, dass Jugendlichen im Bewährungshilfe-Programm immer größere Probleme mit sich selbst haben, so der Sprecher über die Arbeit des Vereins mit ca. 20.000 Jugendlichen. “Es ist vor allem die Gewalt gegen sich selbst, die steigt.” Die Betroffenen konsumieren alle möglichen Substanzen – vom Valium der Mutter bis zum Heroin. Neben Suchtdelikten habe auch die Selbstmorde-Rate zugenommen.

“Der Jugendliche handelt spontan und in Gruppen”, so Zembaty. Es gebe daher kaum etwas wirkungsloseres als verstärkte Haftstrafen. Um die steigenden Jugendkriminalität zu bekämpfen, seien Präventionsmaßnahmen wichtig. Derzeit arbeite man an einem umfassenden Konzept, für das alle Betroffenen – Schüler, Lehrer und Eltern – befragt würden.

Ursachen für die Zunahmen gebe es viele, es gehe grundsätzlich allerdings immer um eine gesellschaftliche Wechselwirkung, so Zembaty. Der Griff in den Medikamentenschrank werde oft von den Eltern vorgelebt, Zuneigung durch den Kauf von Computerspielen ersetzt. Hinzu komme die schwierige Suche nach einem Arbeitsplatz und der Rückzug in virtuelle Welten und dem gleichzeitigen Abbau sozialer Kontakte.

Die ökonomische Situation sei ebenfalls mit dem Thema Jugendkriminalität verbunden: Es gehe allerdings nicht wie zum Beispiel in den 60er Jahren um eine mangelnde Grundversorgung, sondern vielmehr um den Anspruch, mehr als das zu haben. Der Diebstahl einer Marken-Jacke sei bereits ein schweres Delikt, für den Jugendlichen sei der Besitz des teuren Artikels ein Versuch der Identitäts-Defintion.

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