Jürgen Weiss: Föderalist mit Leib und Seele
Als Vorarlberger, sagt Jürgen Weiss, ist man mehr oder weniger genetisch vorprogrammiert. Wir wollten immer schon selbst über unsere Zukunft entscheiden, der Föderalismus liegt uns im Blut.
Am 30. August 1947 in Hard geboren, besuchte Jürgen Weiss zunächst Volks- und Hauptschule in der Marktgemeinde am Bodensee, 1965 maturierte er an der Handelsakademie in Bregenz. Direkt
nach der Matura trat er in den Landesdienst ein. Vier Jahre später wechselte Weiss zur Vorarlberger ÖVP und übernahm per 1. Dezember 1969 als erst 22-Jähriger das Amt des Landesgeschäftsführers.
Kurz Doppel-Minister
Mit Beginn seiner politischen Karriere kämpfte der stets bescheidene und ruhige Weiss mit Ausdauer dafür, dass der eigenständige Gestaltungsspielraum der einzelnen Bundesländer nicht beschnitten wird. Zuerst nur in Vorarlberg, ab 1979 dann auch in Wien, als Mitglied des Bundesrats. Diesem gehört Weiss bis heute an, seit zehn Jahren als Vizepräsident. Dreimal übernahm er seither für jeweils ein halbes Jahr sogar das Amt des Bundesratspräsidenten.
Unter Bundeskanzler Franz Vranitzky wurde Jürgen Weiss am 22. Oktober 1991 zum Bundesminister für Föderalismus und Verwaltungsreform angelobt. An seiner Einstellung änderte das freilich nichts. Noch immer fühlte er sich in erster Linie den Ländern verpflichtet. Denn Föderalismus, sagt Jürgen Weiss, ist ein Wettbewerb, der befruchtend sein kann. Vielfalt führt zu einem Innovationsschub.
An seine ersten Monate als Minister erinnert sich Weiss heute noch. Es waren die härtesten 100 Tage meines Lebens. Insgesamt wurden es über 1100 Tage, bis zum 29. November 1994. Die letzten zwölf Tage in der Bundesregierung war Weiss sogar Doppel-Minister, als Nachfolger von Franz Fischler als Landwirtschaftsminister.
Obwohl Jürgen Weiss seit 28 Jahren zwischen Vorarlberg und Wien pendelt, und er sich in der Bundeshauptstadt sehr wohl fühlt, gelte unverändert eines: Mein Herz schlägt für Vorarlberg.
ZUR PERSON
Jürgen Weiss Beruf: Bundesrats-Vizepräsident
Geboren: 30. August 1947 Familie: verheiratet mit Karin, Tochter Katharina (35)
Ausbildung: HAK-Matura 1965, Studium der Volkswirtschaft in Innsbruck.
Laufbahn: 1965 Eintritt in den Vorarlberger Landesdienst, 1969 bis 1991 Landesgeschäftsführer der ÖVP, 1991 bis 1994 Minister für Föderalismus und Verwaltungsreform, 1979 bis 1991 ab 1994 Bundesrat, ab 1997 Bundesrats-Vizepräsident.