Zur Erkenntnis von George W. Bush, der Iran ist nicht der Irak, etwa merkt der TV-Komiker an: Sie klingen jedoch sehr ähnlich. Sind Sie sicher, das richtige Ziel bombardiert zu haben?. Und zum Irak-Einsatz wartet er mit der Sensationsmeldung auf, die Massenvernichtungswaffe sei endlich gefunden: Es gibt nur ein Problem – sie ist in Nordkorea. Mit solchen Lästereien aus seiner satirischen Nachrichtensendung The Daily Show bereits zur Kultfigur aufgestiegen, tritt Stewart nun in das ganz große Rampenlicht: Am Sonntag wird er in Hollywood die ehrwürdige Zeremonie zur Verleihung der Oscars moderieren.
Dem 43-jährigen bietet sich damit die Chance, sich rund um den Globus einen Namen zu machen. Denn trotz zweier früherer Auftritte als Gastgeber der Grammy-Musikpreise ist Stewart bislang außerhalb der USA nur wenig bekannt.
Stewarts Daily Show im Sender Comedy Central kommt wie seriöse Nachrichten daher. Aufgemacht wird mit echten News des Tages, gefolgt von Analysen und Kommentaren. Auch treten Korrespondenten auf, die sich vermeintlich an den Schauplätzen des Weltgeschehens befinden, in Wahrheit aber im Studio vor Projektionsflächen stehen. Ebenso wie die Politik ist dabei auch ihre Präsentation in den Medien die Zielscheibe der Satire: Die bedeutungsschwanger hochgezogene Augenbraue, die im dröhnenden Brustton der Überzeugung vorgetragene Albernheit, das Verheddern in wirren Argumentationssträngen – mit all dem parodieren Stewart & Co. die Kollegen im wahren Nachrichten-Business.
Zu besonders großer Form aber läuft Stewart auf, wenn die Bush-Regierung mal wieder in der Klemme steckt – wie zuletzt nach dem Jagdunfall, bei dem Vizepräsident Dick Cheney statt einer Wachtel einen Anwalt anschoss. In der Daily Show wurde aus dem Vorfall eine bissige Parodie auf die offiziellen Rechtfertigungen des Irak-Kriegs. Ein Experte für Schusswaffen-Unfälle des Vizepräsidenten erläuterte, Cheney stehe weiter zu seinem Schuss. Denn schließlich sollten sich nach den besten vorhandenen Informationen der Geheimdienste Wachteln im Busch befinden. Insofern hätte ein Verzicht auf den Schuss die Botschaft an die Wachteln gesendet, dass Amerika schwach ist.
Zwar erreicht die mehrfach mit dem begehrten Emmy-Fernsehpreis ausgezeichnete Daily Show mit im Schnitt 1,5 Millionen Zuschauern bisher ein eher kleines Publikum. Doch in bestimmten Zuschauergruppen ist sie so populär, dass sie sogar mit den echten Nachrichtensendungen konkurriert. Eine Umfrage von 2004 ergab, dass sich 21 Prozent der 18- bis 29-Jährigen bei Stewart über die damalige Präsidentschaftskampagne informierten – das waren kaum geringere Werte als für die großen Sender ABC, NBC und CBS. Stewarts Reputation spiegelt sich auch in der Liste seiner Studiogäste wieder: Sie reicht von den Clintons über den früheren demokratischen Präsidentschaftskandidaten John Kerry bis zu Ex-Außenminister Henry Kissinger.
Stewart hat hart kämpfen müssen, um so weit nach oben zu gelangen. Nach dem Psychologiestudium schlug er sich unter anderem als Puppenspieler und Barkeeper sowie mit Bühnenauftritten als Komödiant durch. Seine ersten Versuche in Film und Fernsehen floppten. Nachdem er dann aber 1999 die Moderation der Daily Show übernahm, schossen deren Einschaltquoten um das Dreifache in die Höhe.
Vielleicht trägt zum Erfolg bei, dass Stewart mehr betreibt als puren Klamauk. Dass ihm etwa die Medienkritik eine Herzensangelegenheit ist, verdeutlichte sein Auftritt in der CNN-Talkshow Crossfire. Dort war Stewart gar nicht mehr komisch, sondern kritisierte aufrichtig empört das in der Sendung übliche polemische Gezeter als Absage an die journalistische Verantwortung. CNN-Chef Jonathan Klein gab Stewart Recht und strich die Sendung wenig später aus dem Programm. Schon seit Längerem wird Stewart als möglicher Nachfolger des Talkshow-Übervaters David Letterman gehandelt, wenn dieser in Rente geht.