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Jetzt wird es ernst

Jetzt wird es ernst für Michael Jackson (46): Am Montag beginnt um 8.30 Uhr Ortszeit (17.30 MEZ) in Santa Maria der mit Spannung erwartete Missbrauchsprozess gegen den Popstar.

Anklage und Verteidigung halten ihre Eröffnungsplädoyers. Dann geht es im Gerichtssaal Nummer 8 beim Superior Court um die Frage: Beging der selbst ernannte „King of Pop“ tatsächlich Kindesmissbrauch – oder ist er das Opfer einer Familie, die sich mit Hilfe einer Klage bereichern will?

Im Schnellverfahren hatte der Vorsitzende Richter Rodney Melville in der vergangenen Woche zwölf Geschworene und acht Ersatzjuroren unter Eid genommen. Die „Jackson Twelve“, wie US-Medien die Jury in Anspielung auf die frühere Boy-Group „Jackson Five“ nennen, sind Männer und Frauen zwischen 20 und 79 Jahren – Weiße, Lateinamerikaner und ein Asiat. Ob sie so konservativ, religiös und familienorientiert sind, wie es sich die Staatsanwaltschaft erhofft, oder zu unabhängigem und liberalem Denken tendieren, wie Jacksons Lager es gerne sähe, lässt sich noch nicht sagen.

Fest steht nur, dass sie das letzte Wort haben. Bis zu 21 Jahren Freiheitsstrafe drohen dem Popstar, sollte die Jury ihn in allen zehn Punkten für schuldig erklären. Die Anklage von Staatsanwalt Tom Sneddon steht und fällt mit den Aussagen zweier Minderjähriger, des 15-jährigen Klägers und seines jüngeren Bruders. Beide waren im Frühjahr 2003 zu Gast auf Jacksons Neverland Ranch. Dort soll der Sänger, der auch vorher schon pädophiler Neigungen verdächtigt worden war, den damals 13-Jährigen mit Alkohol gefügig gemacht und zu Sexspielen verführt haben.

Jackson weist die Anschuldigungen kategorisch zurück: „Eine einzige Lüge“ mit dem Ziel, eine Abfindung von ihm zu erpressen, sagt er. Sein Verteidiger, Staranwalt Thomas Mesereau, will die Mutter des Buben vor Gericht als „professionelle Klägerin“ darstellen. Richter Melville erlaubt ihm, die Frau in den Zeugenstand zu rufen. Dabei soll die Jury erfahren, dass die Mutter als angebliches Opfer sexueller Belästigung schon einmal 150.000 Dollar (113.938 Euro) kassiert und sich mit einem ähnlichen Argument bei ihrer Scheidung Vorteile verschafft hatte.

Aber auch Jackson könnte von seiner eigenen Vergangenheit eingeholt werden. Er hatte sich das Schweigen eines anderen Buben schon vor Jahren mit angeblich 20.000 Dollar (15.192 Euro) erkauft.

Beobachter des Prozesses in Santa Maria rechnen mit spektakulären Enthüllungen aus „Jackos“ Privat- und Intimleben sowie einem einzigartigen Aufgebot von Prominenz. Auf Mesereaus Zeugenliste stehen langjährige Vertraute des Sängers wie Elizabeth Taylor, die Musikstars Diana Ross und Stevie Wonder, Regisseur Quincy Jones, die Talkmaster Jay Leno und Larry King. Die Staatsanwaltschaft will als ersten Zeugen den britischen Journalisten Martin Bashir aufrufen, dessen Dokumentarfilm „Living with Michael Jackson“ die Lawine 2003 ins Rollen gebracht hatte.

Damit der Prozess nicht zum Hollywood-Spektakel gerät, hat Richter Melville alle Kameras aus dem Gerichtssaal verbannt. Dennoch brauchen Zuschauer in aller Welt nicht auf spektakuläre Details über den Musiker zu verzichten, der seit Jahren mehr Schlagzeilen mit seinen Schönheitsoperationen als mit neuen Alben macht. Zwei Sender werden das Geschehen im Saal mit Hilfe der Gerichtsprotokolle rund um die Uhr von Schauspielern nachspielen lassen und mehrmals täglich in Halbstundensendungen ausstrahlen.

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