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Jessica Hausner: Von Cannes mit "Lourdes" nach Venedig

Mit ihrem Streifen "Hotel" heimste die heute 36-jährige Wienerin Jessica Hausner im Jahr 2005 nicht nur den Diagonale-Preis, sondern auch den Thomas-Pluch-Drehbuchpreis ein.

Aber auch international war dieser Horrorfilm der anderen Art äußerst gefragt: “Hotel” wurde in mehr als einem Dutzend Ländern in Europa und Asien gezeigt, darunter beim Internationalen Filmfestival in Kopenhagen CIFF, dem Internationalen Film-Festival Sarajevo oder dem Filmfestival von Toronto. 2004 war der Film bei den renommierten Filmfestspielen in Cannes vertreten, heuer feiert Hausner mit “Lourdes” ihre Venedig-Premiere.

Produziert wurde “Lourdes” , wie schon “Hotel” und “Lovely Rita”, von der Coop 99, die Hausner gemeinsam mit den Studienkollegen Barbara Albert, Antonin Svoboda, Martin Gschlacht und Gilbert Petutschnig gegründet hat. Die Koproduktion mit Essential Films (D) und der Societe Parisienne de Production (F) erzählt vom “Widerspruch vom Glauben an das Gute im Angesicht von Willkür und Vergänglichkeit”. “Kranke und Sterbende aus aller Welt fahren nach Lourdes, um doch noch gesund zu werden, sie hoffen auf ein Wunder, weil in Lourdes eben Wunder geschehen”, schreibt die Regisseurin, die für den Streifen Schauspieler wie Sylvie Testud, Bruno Todeschini und Gerhard Liebmann vor die Kamera holte.

Am besten kennt sich die Tochter des bekannten Malers Rudolf Hausner (1914-1995) allerdings in Cannes aus: 1999 wurde “Inter-View”, ihr Abschlussfilm an der Filmakademie, in der offiziellen Nachwuchsschiene “Cinefondation” gezeigt. 2001 war sie mit ihrem Spielfilmdebüt “Lovely Rita” in der renommierten Reihe “Un Certain Regard”, 2004 mit ihrem zweiten Kinospielfilm “Hotel” vertreten.

Hausner wird zusammen mit Barbara Albert, Kathrin Resetarits, Mirjam Unger und Ruth Mader genannt, wenn vom viel bestaunten weiblichen Filmnachwuchs-Wunder in Österreich die Rede ist. Hausner wurde am 6. Oktober 1972 in Wien geboren und hat an der Wiener Filmakademie studiert. Schon ihre erste Arbeit, der Kurzfilm “Flora” (1996), der sich mit dem Erwachsenwerden beschäftigt, wurde in Locarno ausgezeichnet.

Hausner kam zum Filmemachen ursprünglich über das Schreiben: “Irgendwann habe ich dann eine Videokamera in die Hand bekommen und meine Geschichten gefilmt. Dass das, was man sich ausgedacht hat, plötzlich vor den eigenen Augen abläuft, war ein unheimlich berauschendes Gefühl. Ab dem Moment war es für mich eigentlich klar.” Sie ist in mehrfacher Hinsicht eingebunden in ein künstlerisches familiäres Umfeld. Ihre ältere Schwester Xenia ist eine bekannte Malerin und Bühnenbildnerin, die zweite Schwester Tanja ist Kostümbildnerin.

Der 45-Minuten-Streifen “Inter-View” zeichnet auf halbdokumentarische Weise das Porträt eines jungen Mannes, der unter dem Vorwand, Interviews über den Sinn des Lebens zu führen, Kontakt zu seinen Gesprächspartnern sucht. “Lovely Rita” beschreibt, basierend auf einem wahren Fall, wie es dazu kommt, dass eine Jugendliche ohne offensichtliches Motiv ihre Eltern ermordet: Eine beunruhigende, beeindruckende Studie über die alltägliche Beziehungslosigkeit.

In “Hotel”, zu dem sie wie schon bei “Lovely Rita” das Drehbuch selbst verfasste, erzählte Hausner die Geschichte einer jungen Frau, die eine Arbeit als Rezeptionistin in einem renommierten Berghotel antritt und bald feststellen muss, dass ihre Vorgängerin auf mysteriöse Weise verschwunden ist. Neben Franziska Weisz in der Hauptrolle waren in “Hotel” Birgit Minichmayr, Marlene Streeruwitz und Burkhard Klausner zu sehen.

Mit ihrem Vater, der auch ein großer Filmliebhaber war, hat Hausner sich auch viel über Kino unterhalten. “Er ist ein Vorbild, weil er immer das gemacht hat, von dem er geglaubt hat, dass er es tun muss. Obwohl er auch viele schlechte Zeiten durchgemacht hat und über 40 war, ehe er sein erstes Bild verkauft hat,” erzählte die Filmemacherin in einem Interview. “Das Vertrauen, dass das, was wahr ist, sich irgendwann auch den Menschen vermittelt”, hat Hausner von ihrem Vater geerbt.

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