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Jerusalem: Unruhen am Tempelberg

Die palästinensische Führung hat die Entscheidung Israels verurteilt, die vereinbarte Freilassung von Palästinensern vorläufig auszusetzen. 1000 Muslime hatten sich in der Nacht in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verbarrikadiert.

Der Minister für Gefangenenangelegenheiten, Sufian Abu Zaydeh, sprach am Montag in Gaza von einem klaren Verstoß gegen die Übereinkunft von Sharm el Sheikh. Chefunterhändler Saeb Erekat rief das so genannte Nahost-Quartett (USA, UNO, EU und Russland) zur Intervention auf. „Die Welt muss aufhören, nur über Frieden zu sprechen, ohne irgendwelche praktischen Schritte zu sehen“, sagte Erekat. Israel blockiere jeglichen Fortschritt.

Bei Zusammenstößen sind am Montag in Jerusalems Altstadt mehrere Menschen verletzt worden. Die israelische Polizei setzte Tränengas ein. Der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon hatte am Sonntag nach einer Kabinettssitzung in Jerusalem erklärt, die palästinensische Regierung von Präsident Mahmud Abbas müsse wirksame Schritte gegen Terrorgruppen unternehmen. Vorher gebe es keine weitere Freilassung von palästinensischen Häftlingen.

Gegen die Vereinbarung von Sharm el Sheikh

Abbas und Sharon hatten die Freilassung am 8. Februar bei ihrem Treffen in dem ägyptischen Badeort Sharm el Sheikh vereinbart. Nach einer ersten Gruppe von 500 Häftlingen, die von Israel freigelassen wurde, sollten 400 weitere folgen. Deren Freilassung war bereits nach einem Selbstmordanschlag eines palästinensischen Extremisten am 25. Februar in Tel Aviv verschoben worden.

Abbas hatte den israelischen Regierungschef am Samstag zu einem baldigen Treffen gedrängt. Nur so könne man Fortschritte erzielen, betonte er in Ramallah. Ein Gespräch sei dringend notwendig, um die getroffenen Vereinbarungen umzusetzen und den angekündigten israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen zu koordinieren, sagte Abbas. Er hatte betont, dass die Palästinenser bei einer Friedensvereinbarung darauf bestehen würden, dass sich Israel auf die Grenzen vor dem Sechs-Tage-Krieg von 1967 zurückzieht.

Widerspruch zur Roadmap

Nach dem „Trennungsplan“ Sharons soll Israel allerdings große Teile des Westjordanlandes annektieren, was im Widerspruch zur Roadmap, dem vom Nahost-Quartett ausgearbeiteten internationalen Friedens-Fahrplan, steht. Nach israelischen Medienberichten bewarfen am Montag mehrere hundert Demonstranten in Ost-Jerusalem die israelischen Polizisten mit Steinen und Flaschen. Sie protestierten gegen eine israelische Entscheidung, den Zugang muslimischer Gläubiger zum Tempelberg aus Furcht vor Zusammenstößen mit jüdischen Gruppierungen vorübergehend einzuschränken.

Bis zu 1000 Muslime hatten sich in der Nacht in der Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg verbarrikadiert. Es hatte unbestätigte Gerüchte gegeben, die jüdische Extremistengruppe „Revava“ wolle den heiligen Ort besuchen. Die radikale Siedlerbewegung will den von Sharon geplanten Gaza-Rückzug verhindern. Der Großmufti von Jerusalem, Scheich Akrama Sabri, hatte die israelischen Behörden aufgefordert, jüdische Fanatiker von der Al-Aksa-Mosche fernzuhalten.

Wiederaufbau des antiken jüdischen Tempels

Fanatiker wollen an der Stelle, an der sich die Moschee aus dem 7. Jahrhundert befindet, den im Jahr 70 n.Chr. von den Römern unter Titus zerstörten jüdischen Tempel wieder errichten. Der israelische Vizepremier und Chef der Arbeiterpartei, Shimon Peres, sprach sich unterdessen gegen eine Zerstörung von Häusern in geräumten Siedlungen aus. Ein solcher Abriss werde den israelischen Abzug aus dem Gaza-Streifen um drei Monate verzögern und verursache Kosten in Millionenhöhe, sagte Peres der „Jerusalem Post“.

Stichwort: Tempelberg

Israel stoppt Freilassung von Häftlingen

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