Irgendetwas Praktisches sollte es sein. Das braucht sie. Also hat sich die Harderin zur Arbeitslehrerin ausbilden lassen und später zur Erzieherin. Hat im Marianum “eine Gruppe Jungs” betreut. Und ist mit 22 Jahren in Hall ins Kloster gegangen.
Gott kennenlernen
Warum? “Meine Motivation war, den Gott, der mir irgendwie begegnet ist, intensiver kennenzulernen.” Sie wollte “wissen, was dran ist” an der Jesus-Geschichte. Sie war fasziniert davon, dass es Menschen gab, die in schwarzen Gewändern herumliefen. Fasziniert und erschreckt. “Warum tut sich das einer an?” Neugierig war sie. Und hat sie die Antworten gefunden? Sr. Clara antwortet mit Bedacht. Im Kloster habe sie “eine Form, einen Rahmen gefunden diese Punkte, an denen ich entlanggehen kann”. Sie hat Flexibilität erlernt, “ich bin einige Male versetzt worden”. Und Verzicht: Das Armutsgelübde lässt ihr “einen Rucksack, meine Bücher und ein paar Dinge für den persönlichen Bedarf”. Sie hat kein Auto. Die Wohnung, in der sie in Bregenz-Mariahilf lebt, gehört der Pfarre. Sie lebt ehelos. Obwohl ihre jugendlichen Phantasien noch drei, vier Kinder zum Thema hatten.
Gehorsam und eigener Wille
Sie hat Gehorsam geübt. Das Exerzitienhaus, das sie im Tiroler Völs aus einem kleinen bäuerlichen Anwesen entwickelt hat, musste der Orden an andere vermieten. Und doch lässt die Gemeinschaft Raum für eigene Entscheidungen. Clara Mair trägt kein Ordensgewand. “Ich hab es vor Jahren zurückgegeben. Das ist uns heute freigestellt.” In Vorarlberg arbeitet die gebürtige Harderin seit zwei Jahren im Bereich Spiritualität und Berufungspastoral. Im Augenblick ist sie für drei Menschen geistliche Begleiterin. In einem eigenen Projekt sucht sie und bündelt die Aktivitäten von geistlichen Begleitern im ganzen Land. “20 haben wir schon beieinander.” Der Bedarf steigt. So viele sind auf der Suche. Manche stecken in Krisen. Geistliche Begleitung “boomt”, vielleicht auch, weil sie nicht mit Beratung verwechselt werden darf. “Wir helfen den Menschen nur, die Schätze zu entdecken, die sie in sich tragen.” Und jeder Mensch ist viel reicher, als er weiß.
Schokolade und Bier
Ihren persönlichen Verzicht während der Fastenzeit erläutert sie augenzwinkernd: “Schokolade und Bier.” Dabei geht es ihr um den kleinen bewussten Verzicht. Das kann in der ersten Woche ganz euphorisch beginnen und in der zweiten schon deutlich schwerer fallen. Macht nichts, sagt Clara Mair. Man dürfe sich seine Gelüste ruhig eingestehen, um sich dann bewusst dagegen zu entscheiden. “Am leichtesten fällt das, wenn man einen Wert vor Augen hat.” Sr. Clara Mair sucht gegenwärtig täglich Zeiten der Stille. So hilft ihr die Fastenzeit, sich wieder ihrer selbst bewusst zu werden. Das Leben kann in der Fastenzeit durchaus eine neue Qualität annehmen.