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Jede Generation bringt neue Spezialitäten auf den Markt

Jede Generation hat ihre Spezialität: Julia Baumgartner, Helene Winsauer, Gertrud Baumgartner
Jede Generation hat ihre Spezialität: Julia Baumgartner, Helene Winsauer, Gertrud Baumgartner ©Edith Rhomberg
Dass Bauern und Gärtner mit der Zeit gehen, ist am Sortiment von Gertruds Garten ersichtlich.
Gertruds Garten

Dornbirn. Viel hat sich getan auf dem Hof während mehr als einem halben Jahrhundert, bis sich jetzt mit Julia Baumgartner, 21, bereits die dritte Generation mit dem Anbau von Gemüse beschäftigt. Julias Spezialität sind die Melonen und dafür hat sie, wie sich an den prächtigen Exemplaren zeigt, ein richtig gutes Händchen. „Du darfst gern noch mehr davon machen“, schiebt ihre Mama Gertrud Baumgartner, geb. Winsauer, 46, lächelnd eine Bestellung nach, denn die süßen Melonen made in Dornbirn sind sehr gefragt.

Den Grundstein zu Gertruds Garten legten ihre Eltern Helene und Martin Winsauer, als sie Anfang der 1960er-Jahre den Hof an der Josef-Ganahl-Straße 41 errichteten. Zusätzlich zur herkömmlichen Landwirtschaft begannen sie eine Produktion von Eiern im großen Stil, schafften Hennen und Maschinen an und erweiterten den Betrieb, bis die Schar auf zehntausend Hühner anwuchs. Allein dabei sollte es nicht bleiben. „Der große Tatsch passierte von heute auf morgen“, erinnert sich Helene Winsauer an den Schock, während ihr Mann Martin das mit Kopfnicken quittiert. Der Großabnehmer von Eiern, eine Handelskette, hatte die Zusammenarbeit abrupt gekündigt. Das war 1985. Den Ausweg aus der schwierigen Situation suchte die Familie mit sechs Kindern in der Direktvermarktung von Eiern, Kartoffeln, Sauerkraut und mehr auf dem Bauernmarkt. Außerdem wurde die Bäuerin, die sich trotz des herben Rückschlags nicht unterkriegen ließ, zur Bäckerin. „Jede Woche machte ich aus 16 Kilo selbst gemahlenem Dinkelmehl Brot, Zöpfe und andere Backwaren für den Markt“, erzählt die 84-Jährige, die es jetzt ruhig angehen darf und den Jungen auch nicht dreinreden will.

Gertrud und Helmut Baumgartner zählen mit ihrem Stand und der großen Auswahl an heimischem Gemüse und neuen Sorten wie Süßkartoffeln zu den Urgesteinen auf dem Markt. Jeweils am Vortag zum Markt ist der Hofladen geöffnet, in der restlichen Zeit wird auf fünf Hektar Fläche ausgesät, gepflanzt und geerntet. „Ich war achtzehn, als ich den Hof übernahm und damals wusste ich noch kaum, was es bedeutete“, erzählt die gelernte Zierpflanzengärtnerin. „Mit 22 kam Helmut dazu, der zum Glück einfach alles kann, und mit 23 haben wir geheiratet.“ Viel zu arbeiten war für die beiden kein Problem. „Ich tu es gern“, sagt Gertrud Baumgartner. Sie schuftete, bis es eines Tages doch zu viel wurde. Es war ein hartes Jahr für alle, als sie mit 40 über Monate wegen ihres Burnouts ausfiel. Und auch das schaffte die Familie. „Dazu soll es aber nicht mehr kommen“, sind sie sich einig. Sie wollen möglichst geregelte Arbeitszeiten einhalten und sich dazwischen mit Jin Shin Jyutsu, auch bekannt als Strömen, Gutes tun. Julias Hobby ist ihr Pferd Sevilana, das ihr den nötigen Ausgleich in der Freizeit verschafft.

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