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Jay Garner soll in Kürze abgelöst werden

Die USA wechseln Spitzenkräfte ihrer zivilen Verwaltung im Irak aus. Der zivile Verwaltungschef, Ex-General Jay Garner, werde in Kürze abgelöst werden.

Sein Nachfolger soll der Terrorismusexperte Paul Bremer werden, den Präsident George W. Bush erst am vergangenen Dienstag zum neuen Spitzenverwalter für den Irak ernannt hatte.

Zunächst hatte es aber geheißen, Bremer werde an der Seite Garners arbeiten. Auch die oberste Zivilverwalterin der Region Bagdad, Barbara Bodine, sei nach weniger als drei Wochen auf einen neuen Posten in Washington versetzt worden. Auch andere US- Spitzenkräfte müssten ihre Posten räumen. Bis Ende des Monats werde es eine ganz andere Führungsstruktur geben, sagte ein hoher Regierungsbeamter laut „Washington Post“.

In der „New York Times“ hieß es unter Berufung auf nicht namentlich genannte US-Regierungsbeamte, Anlass für die personellen Veränderungen seien dringende Warnungen, dass eskalierende Gewalt und der Zusammenbruch der Ordnung die Anstrengungen für den Wiederaufbau lähmten. Die „Washington Post“ hatte über weit verbreitete Unzufriedenheit mit den Leistungen Garners und seines Teams berichtet.

Die USA wollen nach wochenlanger erfolgloser Suche nach Massenvernichtungswaffen im Irak nach amerikanischen Medienberichten vom Sonntag angeblich einen großen Teil ihrer Waffensuchtrupps wieder abziehen. Im Juni werde die als 75. Gruppe bekannte Abteilung abziehen, die bisher die Suche nach Massenvernichtungswaffen koordiniert hat, berichtete die „Washington Post“.

Offiziere des US-Waffensuchtrupps sagten der „Washington Post“, sie glaubten nicht, dass sie noch etwas Entscheidendes im Irak finden könnten. Eine Stellungnahme der US-Behörden lag bisher nicht vor. Der Bericht stand im Widerspruch zu Erklärungen des Pentagon. Erst vor wenigen Tagen hatte das Verteidigungsministerium erklärt, die USA wollten die Zahl der Waffeninspektoren in der 75. Gruppe auf über 2500 verdreifachen. Neben Armeespezialisten sollten auch Mitarbeiter des Geheimdienstes CIA und des amerikanischen Bundeskriminalamtes FBI hinzugezogen werden, hieß es.

Mitarbeiter der 75. Gruppe machten nun gegenüber der „Post“ ihre Ernüchterung deutlich. Sie seien mit der Erwartung in den Irak gekommen, binnen kürzester Zeit hunderte Tonnen von Chemie- und Biowaffen sowie Hinweise auf ein Atomwaffenprogramm zu finden.

Eines der Hauptargumente der US-Regierung für den Krieg war gewesen, dass der Irak über Massenvernichtungswaffen verfüge und damit eine Gefahr für die Welt darstelle. Noch am 1. Mai hatte Bush an Deck des Flugzeugträgers „USS Abraham Lincoln“ erklärt, die USA hätten die Suche nach Massenvernichtungswaffen begonnen und wüssten von hunderten Orten, die untersucht würden.

In Basra forderte unterdessen der aus dem iranischen Exil heimgekehrte irakische Partei- und Religionsführer Ajatollah Mohammed Bakr el Hakim den baldigen Abzug der US-Armee und freie Wahlen. Hakim, Chef des schiitischen Hohen Rates für die Islamische Revolution im Irak (SCIRI), machte politische Ansprüche seiner Organisation geltend. „Wir wollen ein System, das den Willen des Volkes ausdrückt“, sagte er am Samstag.

Der Irak brauche keine Übergangsregierung, sondern eine Regierung, die auf demokratischem Wege gewählt sei. Hakim war ein entschiedener Gegner des Saddam-Hussein-Regimes, vor dem er 1980 nach Iran floh. Er war am Samstag nach 23 Jahren in den Irak zurückgekehrt. Seine Organisation tritt für ein politisches System ohne religiösen oder ethnischen Proporz ein. Noch ist unklar, ob der Ajatollah dauerhaft in die irakische Stadt Najaf zurückkehren will.

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