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Java: Bis zu 200.000 Obdachlose

Nach der Erdbebenkatastrophe in Indonesien mit mehr als 5.000 Toten ist die Hilfe für Hunderttausende Obdachlose und Verletzte voll angerollt.

Auf dem wiedereröffneten Flughafen von Yogyakarta landeten die ersten Maschinen mit dringend benötigten Gütern wie Zelten und Nahrung. Dutzende Lastwagen mit Hilfslieferungen waren am Montag auf dem Weg zu den Überlebenden.

Die Zahl der Toten stieg nach Angaben der Provinzregierung vom Montag auf mindestens 5.135. Etwa 15.000 Menschen wurden verletzt. Nach Schätzungen des Roten Kreuzes wurden durch das Beben der Stärke 6,2 vom Samstag bis zu 200.000 Menschen obdachlos.

Trotz schwindender Hoffnung, unter den Trümmern noch Überlebende zu finden, setzten Einsatzkräfte und Freiwillige am Montag die Suche nach Verschütteten fort. Mehrere Zehntausende Überlebende hatten bei heftigem Regen auch die zweite Nacht nach dem Beben im Freien verbracht und bereiteten sich auf eine weitere vor. Der indonesische Vizepräsident Jusuf Kalla erklärte die Katastrophenregion für mindestens drei Monate zum Notstandsgebiet. Die Regierung werde voraussichtlich umgerechnet 100 Millionen Euro für die Nothilfe und den Wiederaufbau zur Verfügung stellen.

In entlegeneren Gegenden des Erdbebengebietes klagten Überlebende am Montag, Hilfe erreiche sie nur schleppend. Die Behörden räumten mit Blick auf das Ausmaß der Schäden und die Zahl der Betroffenen ein, zunächst noch Mühe mit der Verteilung von Hilfsgütern zu haben, da es an Lastwagen und Personal fehlte. Einige Dörfer seien zudem nur zu Fuß zu erreichen, sagte ein Sprecher. Nach wie vor sind die Kliniken wegen der großen Zahl Verletzter hoffnungslos überfordert. Dort wird ebenfalls zusätzliches Personal benötigt.

Im Katastrophengebiet trafen inzwischen viele internationale und einheimische Hilfsorganisationen ein. Es wurden aber noch immer Zelte benötigt. Die indonesischen Behörden bewältigten die Koordinierung der Hilfsmaßnahmen „den Umständen entsprechend gut“.

Die indonesischen Behörden hätten aus der Tsunami-Katastrophe von Dezember 2004 Lehren gezogen, sagte Ronnie Bala von der Internationalen Organisation für Migration IOM. Sie verstünden nun die Bedeutung von Koordinierung und wie Dinge schnell geliefert werden. IOM wollte am Montag damit beginnen, 35 Tonnen Hilfsgüter mit 30 Lastwagen zu den Überlebenden zu bringen.

Der indonesische Präsident Susilo Bambang Yudhoyono verlegte seinen Amtssitz vorübergehend nach Yogyakarta, um die Hilfsmaßnahmen persönlich zu überwachen. Der Gouverneur von Yogyakarta, Sri Sultan Hamengkubuwono X, ordnete an, eintreffende Hilfsgüter direkt an die Überlebenden und nicht mehr über die Verwaltungsstellen zu verteilen. „Die Bürokratie verzögert nur alles“, sagte er.

Das riesige Inselreich Indonesien wird wegen seiner Lage in einer seismisch äußerst aktiven Zone, dem so genannten Ring aus Feuer, jedes Jahr von hunderten von Erdbeben heimgesucht. Die meisten von ihnen richten jedoch keine größeren Schäden an. Auf Java rumort seit Wochen der sehr aktive Vulkan Merapi. Ein Zusammenhang mit dem Erdbeben vom Samstag schließen Experten nicht aus.

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