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Japan wappnet sich mit zahlreichen Maßnahmen gegen Erdbeben

Das Leben mit Naturkatastrophen gehört in Japan zum Alltag. Allein in den vergangenen Tagen erlebte das Land zuerst den zerstörerischen Taifun "Man-yi", der drei Menschen in den Tod riss.

Am Montag erschütterte dann ein schweres Erdbeben der Stärke 6,8 auf der Richterskala das ostasiatische Land. Mindestens sechs Menschen wurden getötet und 700 verletzt – doch die Opferzahlen könnten vermutlich höher sein, wenn Japan nicht besondere Vorkehrungen gegen die Folgen von Erdbeben treffen würde.

Da Japan an der Schnittstelle von vier tektonischen Platten liegt, zählt das Land besonders viele schwere Erdstöße – ein Fünftel der weltweit schwersten Beben pro Jahr werden in dem Land gemessen. Daher werden zahlreiche Häuser erdbebensicher gebaut, und die Bürger werden regelmäßig über die Gefahren aufgeklärt.

Vor allem aber setzt Japan auf ein eigenes Messverfahren: Anders als die nach oben offene Richterskala bestimmt ein Alarmsystem aus sieben Stufen das genaue Ausmaß der Folgen eines Bebens. Während die Richterskala die durch ein Erdbeben entstehende Energie misst, bestimmt die japanische Skala die an der Erdoberfläche gemessenen Auswirkungen.

Stufe „eins“ der japanischen Erdbebenskala beschreibt kaum wahrnehmbare Erschütterungen; bei der höchsten Stufe „sieben“ stürzen Häuser ein. Am Montag wurde in den am stärksten betroffenen Regionen in den Präfekturen Niigata und Nagano die Stufe „sechs plus“ ausgerufen. Dabei ist es für Menschen unmöglich, sich auf den Beinen zu halten. Möbel fallen um, Türen können aus den Angeln gehoben werden, Fenster zerbersten und Dächer werden abgedeckt.

In der rund 250 Kilometer vom Epizentrum entfernten Hauptstadt Tokio, wo die Wolkenkratzer schwankten, galt Stufe „drei“ – dabei kann sich zum Beispiel ein auf dem Tisch abgestelltes Wasserglas bewegen. Zwischen Tokio und dem Epizentrum galten die Stufen „vier“ und „fünf“.

Trotz der Erdbebengefahr setzt das rohstoffarme Japan bei der Energiegewinnung auf Kernkraft: Rund ein Drittel des Strombedarfs der zweitgrößten Wirtschaftsnation der Welt stammt aus den insgesamt 55 Atomkraftwerken. Für die AKW gelten aber äußerst strenge Bauvorschriften: Alle Kernkraftwerke sind mit Erdbebenmessgeräten ausgerüstet, so dass bei einem Beben automatisch die Reaktoren heruntergefahren werden. Um Erschütterungen so gering wie möglich zu halten, müssen alle japanischen Atommeiler auf felsigem Untergrund gebaut werden. Die am Meer liegenden AKW sind zusätzlich durch Mauern gesichert, um die häufig auf Erdbeben folgenden Tsunami-Wellen abzuhalten.

Nach dem verheerenden Erdbeben in Kobe 1995, bei dem mehr als 6.400 Menschen ums Leben kamen, wurden die Vorschriften noch einmal verschärft: Seitdem müssen alle Reaktoren mindestens Erdstößen von 7,75 auf der Richterskala standhalten können, in besonders gefährdeten Regionen sogar Beben bis 8,25.

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