Japan verhängt immer öfter Todesstrafe
Dies berichtete die Menschenrechtsgruppe Forum 90 am Dienstag nach der jüngsten Bestätigung eines Todesurteils durch das Oberste Gericht. Zuletzt hatte Japan Weihnachten vergangenen Jahres vier Todesurteile vollstreckt und damit ein de facto geltendes Moratorium beendet.
Der Anstieg erkläre sich nicht mit einer vermeintlich höheren Kriminalitätsrate. Der Hauptgrund ist vielmehr eine zunehmend reißerische Berichterstattung in den Medien, die das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zerstört, erklärte die Gruppe. Vor diesem Hintergrund lasse sich die Justiz dazu verleiten, immer härtere Urteile auszusprechen und der Bevölkerung damit ein größeres Sicherheitsgefühl zu geben.
Im jüngsten Fall bestätigte das Oberste Gericht die Todesstrafe gegen einen 55-jährigen Mann, der bei einem Raubüberfall auf ein Juweliergeschäft vor sieben Jahren sechs Angestellte getötet haben soll, wie die Nachrichtenagentur Kyodo meldete. Die Todesstrafe sei unvermeidbar, weil der Täter sehr grausam vorgegangen sei und die Hinterbliebenen nach einer harten Strafe verlangten, begründeten die Richter das Urteil.
Japan gehört mit den USA zu den wenigen Wohlstandsländern, in denen Verbrecher vom Staat noch hingerichtet werden dürfen. Im Gegensatz zu Japan werden in den USA aber immer weniger Todesurteile ausgesprochen. So sank die Zahl in den Vereinigten Staaten im vergangenen Jahr auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren.
Todesstrafen werden in Japan in aller Stille vollstreckt: Weder die Todeskandidaten noch ihre Angehörigen werden über den Zeitpunkt der Hinrichtung in Kenntnis gesetzt. Todeskandidaten werden zumeist gehängt. Das Justizministerium gibt die Vollstreckung erst im Nachhinein bekannt, ohne Einzelheiten zu nennen. Menschenrechtsgruppen veröffentlichen dann meist die Namen und weitere Details, die ihnen Angehörige geben. In der japanischen Gesellschaft ist die Höchststrafe weitgehend anerkannt. Amnesty International kritisiert regelmäßig die Sensationslust, mit der japanische Medien über Straftaten berichten und Ängste schüren.