“Ich bin froh, dass ich hier bin, ich hab’ mich aber auch in Japan in Sicherheit gefühlt.” Leere Straßen und leere Einkaufszentren prägten allerdings derzeit das Bild in der japanischen Hauptstadt. Die Maschine nach Österreich hat die junge Frau, die in den vergangenen drei Monaten eine Sprachschule in Tokio besuchte, auf heftiges Drängen ihrer Mutter genommen.
Die Passagiere des über Seoul gekommenen Fluges wurden in Wien einer langwierigen Strahlenuntersuchung unterzogen. Es heißt, dass bei dieser erstmals von der Bezirkshauptmannschaft angeordneten Untersuchung ein einziges Mal die Messgeräte angeschlagen hätten: Bei einem älteren Japaner wäre radioaktive Belastung festgestellt worden. Blinder Alarm, wie sich bei der folgenden Befragung herausstellte. Der Herr hatte kurz vor dem Abflug eine medizinische Untersuchung, bei der er ein radioaktives Kontrastmittel zu sich nehmen musste.
Erst nach fast einstündiger Wartezeit wurden die Reisenden von Verwandten und Freunden in Empfang genommen. So konnte auch Daniela Miyazaki, die kurz vor dem Beben auf Besuch nach Österreich zurückgekehrt war, ihren Mann Yoichi in die Arme schließen, der aus Yokohama kommend die Austrian Airlines Maschine erwischt hatte. “Es war schwer aus Japan wegzukommen”, berichtete er. Auch das tägliche Leben werde immer schwieriger. “Ich konnte kein Brot, keinen Reis und kein Benzin kaufen.” Das Paar hält weiterhin engen Kontakt mit ihren japanischen Freunden. “Alle sind relativ gefasst. Viele versuchen allerdings, in den Süden zu kommen.” Die Familie Miyazaki hofft, dass sich die Situation bald normalisiert. “Hoffentlich können wir bald zurück. Unsere Heimat ist Japan.”
Aber nicht nur mit der Direktmaschine kamen am Abend Menschen aus Japan nach Wien. Die Familie Resetarits, die ihre in Tokio Theaterwissenschaft studierende Tochter Valentina besucht hatte, war eigentlich auf die am Vortag gecancelte AUA-Maschine gebucht. “Am Flughafen haben wir uns zusammengesetzt und beraten. Wir wollten unbedingt weg”, erzählte Mutter Marianne. “Wir haben dann um vier Uhr früh ein Taxi zum Bahnhof genommen und haben den Shinkansen nach Osaka genommen.” Mit einer Lufthansa-Maschine gelangte man nach Frankfurt und von dort nach Wien.
“In unserem Shinkansen waren viele Mütter mit Kindern, denen die Väter nachwinkten”, berichtete Valentina Resetarits. “Die Japaner sind an sich sehr höflich und nett. Aber es ist noch ruhiger geworden.” Das Erdbeben hatte die Familie in Hiroshima überrascht. “Wir konnten die Situation anfangs nicht einschätzen. Meine Familie wollte ohnedies am 14. März zurückfliegen. Meine beste Freundin in Japan ist Journalistin. Sie hat uns immer versichert, es wird alles gut gehen. Aber als sie mir vor vier Tagen sagte, bitte verlass’ das Land, es ist sicherer, wusste ich, es muss ernst sein. Da haben wir beschlossen, wir suchen auch für mich einen Flug.” (APA)