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Japan: Lichtblick im Erdbebenchaos

Nach vier Tagen banger Suche ist ein zweijähriger Bub im japanischen Erdbebengebiet lebend aus Schutt und Geröll gerettet worden. Auch die Mutter des kleinen Yuta wurde geborgen, starb jedoch nach ihrer Einlieferung ins Krankenhaus.

Nach der dreijährigen Schwester des Buben wurde noch gesucht. Unterdessen erschütterte erneut ein heftiger Erdstoß die Katastrophenregion. Fünf Menschen wurden bei dem Beben der Stärke 6,1 verletzt.

Seit Tagen mühten sich die Einsatzkräfte fieberhaft um die Rettung von Yuta, seiner Schwester und Mutter. Die drei waren am Samstag in ihrem Auto von einem Erdrutsch begraben worden. Der Vater war zum Zeitpunkt des verheerenden Erdbebens, das mindestens 32 Menschen das Leben kostete, in Tokio. Das Fahrzeug der Familie wurde am Dienstag geortet, am Mittwoch hörten die Helfer die Stimme der Mutter. Noch vor ihrer Bergung hieß es aber, die 39-Jährige habe keinen Puls mehr.

Ganz Japan nahm Anteil am Schicksal von Takako Minagawa und ihren beiden Kindern. Die Rettungsaktion wurde live im Fernsehen übertragen. Bedeckt von Schlamm, aber bei Bewusstsein wurde der Zweijährige aus den Geröllmassen gezogen. „Es ist ein Wunder“, sagte ein Sprecher der Präfektur Niigata.

Seit Samstag gab es mehr als 440 Nachbeben. Das Epizentrum des starken Bebens vom Mittwochmorgen lag in Hirokami, einer Kleinstadt mit 9.200 Einwohnern rund 250 Kilometer nordwestlich von Tokio, und zwar in zehn Kilometern Tiefe. Die Meteorologische Behörde warnte davor, dass in den kommenden Tagen weitere Erdstöße ähnlicher Stärke folgen könnten.

In der Stadt Ojiya stürzte ein Haus ein, die 80-jährige Bewohnerin konnte unversehrt gerettet werden, wie die Nachrichtenagentur Kyodo berichtete. Auch die Decke eines Fotogeschäfts sei eingebrochen, meldete der Rundfunksender NHK. Der Bahnhof in der Stadt Nagaoka sei nach der schweren Erschütterung einsturzgefährdet, teilte ein Bahnsprecher mit. Hunderte Reisende mussten Bahnsteige und Züge verlassen.

Der Erdstoß vom Mittwoch war heftiger als die Nachbeben der vergangenen Tage, die Erschütterungen waren bis nach Tokio zu spüren. Dem Fernsehsender NHK zufolge zerbarsten mehrere Wasser- und Gasleitungen. Der Flughafen von Niigata wurde vorübergehend geschlossen. In den Notunterkünften warfen sich zahlreiche Menschen zu Boden und schrien vor Angst. 25 Minuten nach dem ersten Erdstoß folgte ein Nachbeben der Stärke 4,2.

Seit dem Wochenende befinden sich noch immer mehr als 100.000 Menschen in Notunterkünften. Zehntausende Haushalte müssen ohne Strom und fließend Wasser auskommen. Viele Straßen sind unpassierbar.

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