Es wird erwartet, dass auch das Oberhaus des Parlaments dem Herzstück der Wirtschaftsreformen Koizumis voraussichtlich am Freitag zustimmen wird. Das Gesetzespaket ist nahezu identisch mit einer Vorlage, die am 8. August wegen des Widerstandes einiger Dissidenten in Koizumis Liberaldemokratischer Partei (LDP) im Parlament gescheitert war. Der Premier hatte daraufhin das Unterhaus aufgelöst. Bei der Neuwahl am 11. September hatte er einen überwältigenden Wahlsieg errungen. Koizumi hat für September 2006 seinen Rücktritt als Premier angekündigt.
Nach den Plänen der Regierung soll die Post bis 2017 privatisiert werden. Dabei soll die größte Privatbank der Welt mit Einlagen von rund 330 Billionen Yen (rund 2,5 Billionen Euro) geschaffen werden. Für Koizumi ist die japanische Post das Symbol schlechthin für die über Jahrzehnte unter der LDP aufgebaute Klientelwirtschaft. Die Post ist mit 25.000 Postämtern sowie 280.000 Voll- und 120.000 Teilzeitbeschäftigten das größte Staatsunternehmen in Japan. Mit Anlagebeständen von mehr als 380 Billionen Yen (knapp 3 Billionen Euro) ist sie zugleich der größte Finanzdienstleister der Welt.
Im Unterschied zu einer normalen Bank legt Japans Post die ihr anvertrauten Anlagegelder überwiegend in Staatsschuldbriefen und Anleihen für öffentliche Unternehmen des Straßen- und Wohnungsbaus an. In Japan hat man sich daher daran gewöhnt, die Postfinanzen als den zweiten Haushalt der Regierung zu betrachten. Mit der Privatisierung will Koizumi die Post der Kontrolle der Politik entziehen und den Wettbewerb in der Finanz- und Logistikindustrie intensivieren. Die Privatisierung soll von 2007 an stufenweise erfolgen. Bis 2017 sollen die Anteile verkauft werden.