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Japan droht mit Ausstieg aus Walfangkommission

Alaska - Bei den Verhandlungen über die Zukunft des umstrittenen Walfangs stehen sich die gegnerischen Lager weiter unversöhnlich gegenüber.

Zum Auftakt der jährlichen Konferenz der Internationalen Walfangkommission (IWC) in Anchorage drohte die Walfangnation Japan am Montag indirekt mit ihrem Ausstieg aus dem Gremium.

Zuvor hatten die Walschützer einen japanischen Kompromissvorschlag abgelehnt. Demnach wollte Tokio auf seine Pläne verzichten, in diesem Jahr auch 50 Buckelwale zu Forschungszwecken zu jagen, wenn es im Gegenzug für vier Küstengemeinden Ausnahmegenehmigungen erhält.

„Wir könnten ein Kompromisspaket vorschlagen, mit dem alle Mitgliederstaaten leben können – doch dafür müsste unser Vorschlag für die Küstengemeinden akzeptiert werden“, sagte der japanische Unterhändler Joji Morishita in Anchorage. Die Idee, vier Gemeinden begrenzt den Walfang zu erlauben, lehnt sich an die langjährige Praxis an, Ureinwohnern mit Walfangtradition die Jagd von seltenen Walen für den Eigenbedarf zu genehmigen. Morishita drohte indirekt mit dem Ausstieg seines Landes aus der IWC, sollte es im Streit um die Zukunft des seit 1986 geltenden Walfangverbots kein Entgegenkommen geben. „Sollten wir beim diesjährigen Treffen keinen deutlichen Fortschritt sehen, wird meine Regierung Schwierigkeiten haben, in der IWC zu bleiben“, sagte Morishita.

Der japanische Vorschlag wurde vom Lager der Walfang-Gegner, dem auch Deutschland angehört, trotz der Drohungen umgehend abgelehnt. Australiens Umweltminister Malcolm Turnbull sprach von einem „sehr provokativen Akt“. Sollte Tokio an dem Vorstoß festhalten, drohe dies die diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern zu belasten, sagte Turnbull. Der Umfang des Walfangs in Japan wachse von Jahr zu Jahr und habe schon jetzt ein Ausmaß „weit jenseits der Notwendigkeiten wissenschaftlicher Forschung“ erreicht. Australien legte dem IWC als Protest gegen den japanischen Vorschlag eine Petition mit 30.000 Unterschriften vor. Turnbulls britischer Kollege Barry Gardiner sagte, mit dem Schicksal der bedrohten Meeressäuger dürfe kein „Kuhhandel“ getrieben werden.

Im Vorjahr hatte Japan überraschend eine knappe Mehrheit gegen das Moratorium organisiert. Der Walfang wurde nur deshalb nicht wieder aufgenommen, weil dafür eine Drei-Viertel-Mehrheit der 75 IWC-Mitglieder nötig gewesen wäre. Japan strebt nun eine Änderung der Geschäftsordnung an, so dass künftig eine absolute Mehrheit reicht. Doch scheinen in diesem Jahr die Gegner des Walfangs leicht in der Mehrzahl zu sein. Über den Antrag Japans soll die Kommission bei ihrem viertägigen Treffen entscheiden. Außerdem steht unter anderem ein Antrag der USA zur Debatte, die Walfangquoten für Ureinwohner Alaskas zu verändern.

Tierschützer warnten vor einem Ausscheren Japans aus der IWC. Das Gremium befinde sich an einem bedeutenden Scheideweg, sagte Patrick Ramage von Internationalen Stiftung für das Wohl der Tiere. Der „globale Konsens“ gehe in die Richtung, dass die Kommission sich bei ihren Entscheidungen auf die Erhaltung „und nicht das Töten“ von Walen konzentrieren solle. Das für eine kontrollierte Waljagd eintretende Internationale Konsortium zum Wildtier-Management warnte vor einem Ausscheren Japans aus der IWC. Dies könne sich für die Walschützer als „Boomerang“ erweisen, sagte dessen Präsident Eugene Lapointe.

Seit Beginn des Verbots des kommerziellen Walfangs vor 21 Jahren wurden etwa 20.000 Wale getötet. Walfangnationen wie Japan, Norwegen und Island nutzen dabei ein Schlupfloch, das den Fang für wissenschaftliche Zwecke erlaubt. Gerade in Japan landet das Fleisch aber oft auf dem Teller, es ist eine teure Delikatesse.

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