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Jamaika: Massenflucht vor "Ivan"

Hurrikan „Ivan“ zieht eine tödliche Spur durch die Karibik. Nachdem er auf anderen Inseln bereits 33 Menschen in den Tod riss, nähert er sich nun Jamaika - die Insel richtete sich am Freitag auf die schlimmste Naturkatastrophe seit einem halben Jahrhundert ein.

Hunderte Urlauber verließen eilig die Insel, bevor der Flughafen in der Hauptstadt Kingston schloss. Die Katastrophenschutzämter ordneten die Räumung mehrerer Ortschaften an; bis zu einer halben Million Menschen bereiteten sich auf die Flucht in Schutzräume vor. Auch in Florida begannen neue Evakuierungen.

Gegen 8.00 Uhr MESZ befand sich das Auge des Wirbelsturms rund 360 Kilometer südöstlich von Kingston, wie das US-Orkanzentrum mitteilte. Der Hurrikan bewegte sich mit einem Tempo von zwanzig Stundenkilometern in Richtung West-Nordwest auf die Karibikinsel zu; einzelne Windböen erreichten dabei Geschwindigkeiten von bis zu 230 Stundenkilometer. Auf der gebräuchlichen Saffir-Simpson-Skala erreichte der Orkan die vierte von fünf Stufen; in diesem Bereich zeichnet sich ein Sturm dadurch aus, dass er Bäume Hunderte von Metern weit hinwegfegt und Häuser bis zur Unbewohnbarkeit beschädigt.

Jamaikas Regierungschef Percival J. Patterson rief seine Landsleute in einer Radioansprache auf, Ruhe zu bewahren und nicht unüberlegt zu handeln. Zudem warnte er Plünderer, den Ausnahmezustand nicht für kriminelle Raubzüge auszunutzen. Das US-Außenamt veröffentlichte am Donnerstagabend einen Reisehinweis für US-Bürger und warnte vor der Gefahr durch den Orkan.

Bereits 33 Tote in Rest der Karibik

„Ivan“ war zuvor über die Dominikanische Republik, Grenada, Trinidad und Tobago sowie Venezuela hinweggerast und hatte dabei 33 Menschen in den Tod gerissen, wie die zuständigen Behörden und die Medien berichteten. Er wurde begleitet von einer meterhohen Flutwelle und heftigen Regenfällen.

In der Dominikanischen Republik tötete der Hurrikan mindestens vier Menschen. Wie die zuständigen Behörden des Karibikstaates mitteilten, rissen meterhohe Flutwellen vier Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 17 Jahren an der Küste vor der Hauptstadt Santo Domingo mit. Augenzeugen berichteten, die Älteren hätten vergeblich versucht, das jüngste Mitglied der Gruppe zu retten, bevor sie selbst auch ertranken. Die Behörden verhängten für den Küstenabschnitt im Süden und Südwesten des Landes den höchsten Alarmzustand.

Der kleine Inselstaat Grenada wurde durch den Wirbelsturm zu 85 Prozent zerstört, wie Premierminister Keith Mitchell dem britischen Rundfunk BBC sagte. „Wir sind wirklich in jeder Hinsicht enorm getroffen worden.“ Der Schaden betrage mehrere hundert Millionen Dollar. Er habe für das ganze Land den Notstand ausgerufen und dies den ausländischen Freunden von Grenada mitgeteilt. Das größte Gefängnis der Insel sei zerstört worden; alle Häftlinge seien geflohen. Mitchells Amtssitz wurde ebenfalls zerstört. Der Regierungschef suchte Zuflucht auf dem britischen Kriegsschiff „HMS Richmond“, das in der Karibik kreuzte.

Nach neuesten Berechnungen ist davon auszugehen, dass „Ivan“ am Wochenende auch Kuba überqueren wird. Zu Beginn der kommenden Woche ist dann auch der Süden des US-Bundesstaates Florida von dem Hurrikan bedroht. Auf den Florida Keys riefen die Behörden die Menschen zum dritten Mal binnen eines Monats auf, sich in Sicherheit zu bringen.

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