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Jakarta: Polizei hält Attentat für Selbstmordanschlag

Die indonesische Polizei hält das Attentat auf die australische Botschaft in Jakarta vom Donnerstag für einen Selbstmordanschlag. Augenzeugen hätten beschrieben, wie ein Fahrzeug sich dem Botschaftsgebäude genähert habe und dann explodiert sei.

„Es hat angehalten und ist explodiert, deshalb glauben wir, dass der Verdächtige im Auto saߓ, sagte der leitende Ermittler Suyitno Landung am Freitag vor Journalisten in der indonesischen Hauptstadt.Die Ermittler hätten zudem Blutspuren in dem Fahrzeug gefunden.

Bei dem Bombenanschlag waren am Donnerstag neun Menschen ums Leben gekommen. Rund 180 weitere wurden verletzt. Bis Freitag konnten sechs Tote identifiziert werden, sagte Chefermittler Landung. Drei Leichen seien völlig zerfetzt.

Von mehreren Festgenommenen habe die Polizei in der jüngsten Zeit erfahren, dass drei flüchtige Verdächtige zu Selbstmordanschlägen bereit gewesen seien, sagte Landung. Die drei Männer würden nun auf einer Liste der Hauptverdächtigen geführt. Indonesiens Polizeichef Dai Bachtiar sagte vor Journalisten, der genaue Hergang des Anschlags sei noch ungeklärt. „Was uns noch fehlt, sind Augenzeugenberichte.“

Auf einer arabischen Website tauchte unterdessen ein angebliches Bekennerschreiben der radikalislamischen Gruppe Jemaah Islamiyah (JI) auf. Darin wird verlangt, dass Australien seine rund 850 Soldaten aus dem Irak abzieht. Andernfalls gebe es weitere Anschläge. Der australische Regierungschef John Howard sagte, man werde sich die eigene Sicherheits- und Außenpolitik nicht von Terroristen diktieren lassen. Er äußerte Zweifel an der Authentizität der Erklärung. Aus Respekt vor den Opfern des Anschlags wurde der Wahlkampf für die australische Parlamentswahl am 9. Oktober vorübergehend ausgesetzt.
Der spanische Ministerpräsident Jose Luis Rodriguez Zapatero hat unterdessen die Länder der US-geführten Koalition aufgerufen, dem Beispiel Spaniens zu folgen und sich ebenfalls aus dem Irak zurückzuziehen.

Abu Bakar Bashir weist Verantwortung zurück
Der in Jakarta in Haft befindliche islamische Geistliche Abu Bakar Bashir verurteilte den Anschlag scharf. „Eine solche Tat ist kein Weg, um für den Erhalt der Sharia zu kämpfen“, teilte er der Tageszeitung „Indo Pos“ telefonisch mit. Bashirs Vertrauter Haysim Abdullah sagte, der radikale Geistliche habe auf die Nachricht von dem Anschlag „ehrlich überrascht und betroffen“ reagiert. Er weise den Verdacht zurück, dass seine Anhänger hinter der Tat stünden und vermute dahinter vielmehr die Vereinigten Staaten.
Der 65-jährige Bashir muss sich wegen mehrerer Anschläge vor Gericht verantworten. Er gilt als geistlicher Führer der Extremistengruppe JI, die unter anderem für den Anschlag auf Bali im Oktober 2002 mit über 200 Toten verantwortlich gemacht wird. Die Gruppierung soll Kontakte zum Terrornetzwerk El Kaida unterhalten.

Widersprüchliche Informationen gab es am Freitag über eine mögliche Warnung vor dem Anschlag. Der australische Außenminister Alexander Downer sagte, die indonesische Polizei sei 45 Minuten vor der Explosion in einer SMS vor Anschlägen auf westliche Botschaften in Jakarta gewarnt worden, sollte Bashir nicht aus dem Gefängnis entlassen werden. Laut Howard wurde die Warnung erst Stunden nach der Explosion an die australische Bundespolizei weitergeleitet. „Das ist nicht wahr“, sagte ein Sprecher der indonesischen Polizei. Es habe keine derartige Warnung gegeben.

Durch die Ermittlungen scheinen sich indes Hinweise zu verdichten, dass Jemaah Islamiyah tatsächlich hinter dem Anschlag steckt. Erste Untersuchungen der Bombenreste zeigten deutliche Ähnlichkeiten mit den Anschlägen auf das Marriott-Hotel in Jakarta vor einem Jahr und auf Bali vor zwei Jahren, zitierten australische Medien Polizeichef Mick Keelty.

Der australische Außenminister Downer besichtigte am Freitag die beschädigte Botschaft in Jakarta. Die umliegenden Straßen waren noch immer mit Glas- und Metallsplittern übersät. Die am Donnerstag explodierte Autobombe bestand jüngsten Ermittlungen zufolge aus 200 Kilogramm Kaliumchlorid. Vor der Botschaft lagen Blumensträuße mit handschriftlichen Notizen wie „Heute weint Indonesien“ oder „Verdammt die Terroristen“.

Österreichisches Außenministerium warnt

Auf eine hohe Sicherheitsgefährdung in Indonesien weist das österreichische Außenministerium auf seiner Homepage hin. Aufgrund der politischen, ethnischen und sozialen Spannungen sowie krimineller Aktivitäten könne es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und zu Bombenanschlägen kommen, warnt das Außenministerium. Auch Attentate islamischer Extremisten werden nicht ausgeschlossen. Besonders gefährdet seien demnach Einkaufszentren, von Ausländern bevorzugte Wohnviertel und touristische Einrichtungen.

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