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Jahrhundertprojekt "Neue Mozart-Ausgabe"

Die Arbeit am Jahrhundertprojekt wurde jetzt abgeschlossen: 25.000 Notenseiten werden mit Berichten, Vorworten und Dokumenten ergänzt.

Die Internationale Stiftung Mozarteum hat ein Jahrhundertprojekt abgeschlossen – heute, Sonntag, wurde im Tanzmeistersaal des Mozart Wohnhauses der letzte Band der Neuen Mozart-Ausgabe präsentiert. Nach mehr als 52 Jahren ist damit die die kritische Gesamtausgabe des musikalischen Schaffens von Wolfgang Amadeus Mozart fertig gestellt. Die 132 in rot gehaltenen Bände nehmen aneinander gereiht drei Meter in einem Bücherregal ein.

Die Neue Mozart-Ausgabe umfasst 25.000 Notenseiten, 8.000 Seiten kritische Berichte, 2.300 Vorwortseiten und 1.800 Seiten an Dokumenten. Das umfassende Werk ist im Bärenreiter-Verlag (Kassel, Basel, London, New York, Prag) erschienen und gilt schon jetzt als Standardwerk für Musiker und Mozart-Forscher. Herausgegeben wird die Neue Mozart-Ausgabe von der Internationalen Stiftung Mozarteum gemeinsam mit den Mozart-Städten Augsburg, Salzburg und Wien.

„Es war unser erklärtes Ziel, ein dem aktuellen Wissensstand entsprechendes, möglichst authentisches Notenmaterial anzubieten“, erläuterten die Editionsleiter dieses Mammutprojektes, Dietrich Berke und Wolfgang Rehm, der seit 1955 an der neuen Gesamtausgabe arbeitet. „Zum Beispiel in Opern wie dem ’Idomeneo’ oder auch dem ’Figaro’ gibt es widersprüchliche Quellenlagen, die auf den Klang der Musik wesentlichen Einfluss haben. Ich glaube, da konnten wir nicht unerheblich zur Klärung beitragen“, so Rehm, der im Laufe von 52 Jahren Arbeit an der Neuen Mozart-Ausgabe „nicht nur einmal aber immer nur intern“ am Erfolg dieses Projektes gezweifelt hat.

Kritisiert wurde die Gesamtausgabe besonders von Nikolaus Harnoncourt, und zwar wegen der so genannten Angleichungen. Rehm und Berke haben etwa Bindebögen von Motiven auch dann auf die Parallelstellen übertragen, wenn sie im Autograf dort nicht oder anders zu finden sind. „Wir habe sehr genau abgewogen und entschieden, dass die Wahrscheinlichkeit eines Schreibfehlers größer ist als die Wahrscheinlichkeit unterschiedlicher Interpretationsvorschläge von Mozart in sinngleichen Stellen“, so Rehm. „Selbstverständlich weisen wir in den kritischen Kommentaren detailliert auf die Urtexte hin.“

Die erste Gesamtausgabe der Werke Mozarts ist zwischen 1877 und 1883 in Leipzig publiziert worden. 1954 ergriff Karl Vötterle, der Gründer des Bärenreiter-Verlags, die Initiative zur Neuen Mozart-Ausgabe. Seit Dezember 2006 kann die Gesamtausgabe unter http://dme.mozarteum.at zum privaten und wissenschaftlichen Gebrauch per pdf-Datei auch kostenlos im Internet abgerufen werden. „Wir arbeiten an einem Internet-Format, an dem Musikwissenschafter und Musiker online weiterarbeiten können. Damit hätten wir die Möglichkeit, den nie abgeschlossenen Prozess der Aktualisierung permanent weiterzutreiben“, so Wolfgang Rehm.

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