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Jackson-Prozess verschiebt sich

Wegen eines Todesfalls in der Familie seines Hauptverteidigers ist der Prozess gegen Michael Jackson um eine Woche vertagt worden. Für Fans wird das teuer: Teilweise sind sie aus Europa angereist.

Jackson wird vorgeworfen, einem heute 15-Jährigen Alkohol verabreicht und sexuelle Handlungen an ihm vorgenommen zu haben. Das Verfahren werde am 14. Februar wieder aufgenommen, teilten Verteidigung und Staatsanwaltschaft mit. Die Auswahl der Geschworeren in dem Verfahren war bereits um einige Tage verzögert worden, nachdem eine schwere Erkrankung der Schwester von Anwalt Tom Mesereau bekannt geworden war.

Seinen ersten Gerichtstermin zum Vorwurf des Kindesmissbrauchs, bei dem er sich „nicht schuldig“ erklärte, hatte Michael Jackson in eine beispiellose Show verwandelt. Doch jetzt wird es ernst. Am kommenden Montag beginnt in dem kleinen Gerichtsgebäude der gewöhnlich verschlafenen kalifornischen Stadt Santa Maria das Hauptverfahren gegen den 46-jährigen Sänger. Der „Jahrhundertprozess“ startet mit einer Herkulesaufgabe: Aus einem Pool von über 4.000 Juroren sollen zwölf „unvoreingenommene“ Frauen und Männer benannt werden, die über Jacksons Schicksal entscheiden.

Allein die Jury-Auswahl kann sich über mehrere Wochen hinziehen, der gesamte Prozess über ein halbes Jahr, darin sind sich Anklage und Verteidigung ausnahmsweise einig. Anders als beim Sensationsprozess gegen O.J. Simpson hat der Richter diesmal Kameras aus seinem Saal verbannt. Doch mit Maschendraht und Barrikaden hat sich die Polizei schon für den Ansturm hunderter Reporter und Fernsehteams gerüstet. Der Sender „E! Networks Television“ will das Geschehen im Gerichtssaal getreu den Wortlaut-Protokollen täglich nachdrehen und in fünf halbstündigen Episoden über den Tag verteilt ausstrahlen.

Star-Behandlung gibt es für Jackson nicht. Zwar ist er gegen eine Drei-Millionen-Dollar-Kaution auf freiem Fuß, aber nun muss er jeden Tag die Gerichtsbank drücken. Auf seiner Neverland-Ranch, einer Zauberwelt mit Karussells, Tieren und vielen Gästehäusern für seine kleinen Besucher im hügeligen Hinterland von Santa Maria, fühlt sich der Popstar nach eigenen Worten sowie nicht mehr „zu Hause“. Der Frieden in seinem Luxus-Nimmerland sei durch die Großrazzia der Polizei für immer zerstört worden.

Dies war der erste Akt im Jackson-Drama. Am 18. November 2003 durchkämmten über 60 Polizisten das Anwesen des Sängers nach Indizien für Kindesmissbrauch. Mit Kisten voll Papieren, Videobändern und Computern zogen sie Stunden später wieder ab. Kurz darauf gingen die Bilder vom „King of Pop“ in Handschellen um die ganze Welt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm im Dezember vor, im Frühjahr einen damals 13-jährigen krebskranken Burschen sexuell missbraucht und ihn mit Alkohol gefügig gemacht zu haben. Im April 2004 kamen weitere Vorwürfe von versuchter Erpressung und Freiheitsberaubung hinzu. Eine Grand Jury hatte hinter geschlossenen Türen die Anschuldigungen des jugendlichen Klägers gehört und die Anklage gegen Jackson erweitert. Nach Meinung von Rechtsexperten drohen dem einstigen Superstar bei einem Schuldspruch bis zu 29 Jahre Haft.

Im August lieferte sich Jackson bereits einen „Showdown“ mit seinem erklärten Erzfeind, Staatsanwalt Tom Sneddon, als der Popstar mit Eltern und Geschwistern zu einer Vernehmung seines Kontrahenten vor Gericht erschien. Einen Monat später war er wieder freiwillig Zeuge, als die Mutter des jugendlichen Anklägers vernommen wurde. Für Jacksons Staranwalt Thomas Mesereau ist die Sache klar. Sneddon führt einen Rachefeldzug, die Mutter ist eine geldgierige Lügnerin, Jackson ist das Opfer einer Rufmordkampagne.

Eine Kostprobe der „scharfen Munition“ der Anklage drang trotz der vom Richter verhängten Schweigepflicht kürzlich an die Öffentlichkeit. Jackson habe ihn unsittlich berührt, zum Masturbieren aufgefordert und sich nackt gezeigt, zitierte der Sender ABC aus Vernehmungsprotokollen mit dem Minderjährigen. Richtig ernst wird es für Jackson, wenn der Richter zusätzliches Beweismaterial für angebliche frühere Sexvergehen des Popstars zulässt. 1994 hatte Jackson mit einer Millionenabfindung an einen 14-Jährigen einen Zivilprozess abgewendet. Das war ein Fehler, räumte Jackson vor wenigen Monaten ein. Mit Rücksicht auf seine Karriere wollte er sich Ruhe erkaufen, statt gegen die „lächerlichen“ Anschuldigungen „bis zum bitteren Ende“ zu kämpfen. Dieser Kampf steht im jetzt bevor.

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