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Jackson-Prozess in Endphase

Nach vier Monaten neigt sich jetzt der Missbrauchsprozess gegen den US-Popstar Michael Jackson dem Ende zu.

Die Staatsanwaltschaft bezeichnete Jackson in ihrem dreistündigen Schlussplädoyer am Donnerstag als Serien-Kinderschänder und Alkoholiker, der neben dem Kläger auch viele andere Buben sexuell missbraucht habe. Jacksons Verteidiger Tom Mesereau nannte die Familie des mutmaßlichen 13-jährigen Missbrauchsopfers „Betrüger, Schauspieler und Lügner“.

Die Geschworenen werden sich vermutlich am Freitag zu ihren Beratungen zurückziehen. Sollte Jackson in allen Punkten schuldig gesprochen werden, drohen ihm mehr als 20 Jahre Haft. Er hat alle Vorwürfe zurückgewiesen.

„In diesem Fall geht es um die Ausbeutung und Ausnutzung eines 13-Jährigen, der Krebs überlebt hat, durch einen internationalen Prominenten“, sagte Staatsanwalt Ron Zonen. Der Kläger und andere Buben, mit denen sich Jackson über Jahre angefreundet habe, hätten ihre Tage auf der Neverland Ranch des Sängers verbracht. In der Nacht hätten sie dann das Schlafzimmer von Jackson betreten und damit eine Welt des Verbotenen, in der sie etwas über menschliche Sexualität gelernt hätten – mit jemandem, der nur zu gerne ihr Lehrer gewesen sei.

Zonen räumte ein, dass die Mutter des Klägers auf einem Antrag für Sozialleistungen falsche Angaben gemacht habe. Allerdings habe die Verteidigung nicht nachweisen können, dass sie bei anderen Prominenten auf Geld aus gewesen sei. Jackson, dem auch vorgeworfen wird, dem Buben Alkohol verabreicht zu haben, habe ein Alkohol-Problem, fügte Zonen hinzu.

Jackson zeigte sich von den Ausführungen des Staatsanwalts völlig unberührt. Bei seiner Ankunft beim Gericht mit seinen Eltern und drei seiner Brüder hatte ihm eine Menge von rund 100 Fans zugerufen: „Kämpfe, Michael, kämpfe.“

Jacksons Verteidiger beschuldigte die Mutter des Klägers des Meineids. Es gebe keine Möglichkeit in der Welt, den Kläger und seine Familie für glaubwürdig zu halten, sagte Mesereau. „Und wenn dem so ist, muss Herr Jackson nach unserem Rechtssystem freigesprochen werden.“ Er erklärte zudem: „In diesem Fall geht es um Leben, Zukunft, Freiheit und Ruf von Michael Jackson.“ Der Staatsanwaltschaft warf Mesereau vor, auf gemeine, abscheuliche und barbarische Art versucht zu haben, Jackson während des Prozesses zu entwürdigen.

Juristen zufolge konterten die Verteidiger im Verlauf des Prozesses erfolgreich Vorwürfe der Anklage, Jackson habe die Familie in Neverland festhalten und zu einem ihn entlastenden Interview zwingen wollen. Doch das letzte gezeigte Beweisstück wurde allgemein als positiv für die Anklage gesehen: ein Video, in dem das mutmaßliche Opfer beschrieb, wie es der Sänger das erste Mal missbraucht habe.

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