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"Ja, es funktioniert": Konferenz zur planetaren Asteroidenabwehr in Wien

In Wien findet eine Konferenz zur planetaren Asteroidenabwehr statt.
In Wien findet eine Konferenz zur planetaren Asteroidenabwehr statt. ©Canva (Syymbolbild)
Wien wird ab Sonntag zum Mittelpunkt der weltweiten Überlegungen zu künftigen planetaren Abwehrsystemen gegen verheerende Asteroideneinschläge.

"Ja, es funktioniert" - das ist für den Wiener Impaktforscher Christian Köberl ein Fazit aus der viel beachteten DART-Mission der NASA, mit der im vergangenen Herbst erstmals die Bahn eines Asteroiden verändert wurde. Die Chancen darauf seien in den nächsten Jahren zwar "nicht sehr hoch", aber auch nie bei null, so Köberl zur APA.

Konferenz zur planetaren Asteroidenabwehr in Wien

Den Auftakt zu der achten "Planetary Defense Conference" der International Academy of Astronautics (IAA) mit über 200 Experten macht am Sonntag eine öffentliche Informationsveranstaltung im Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) mit dem Titel "Achtung Impact: Planetare Verteidigung und die DART-Mission". Dort spricht neben Köberl u.a. der "Planetary Defense Officer" der NASA, Lindley Johnson, über Perspektiven auf den zukünftigen Umgang mit herannahenden potenziellen Gefahren, die von Felsbrocken aus dem All ausgehen.

War und ist das Thema einerseits dankbarer Ideenlieferant für das Science Fiction-Genre, werden andererseits Überlegungen für echte Abwehrsysteme immer realistischer. Von einer Umsetzung ist man noch sehr weit entfernt, aber die DART-Mission hat einen ersten Einblick in die Möglichkeiten zur Ablenkung von Asteroiden gegeben. "Das wurde zum ersten Mal ausprobiert und es war ein Erfolg", so Köberl.

Asteroiden erscheinen immer wieder am Schirm

Die Mission und deren Aufarbeitung ist auch ein großer Schwerpunkt bei der Konferenz, an der auch das in Wien ansässige UNOOSA (United Nation Office for Outer Space Affairs) oder die Europäische Weltraumagentur (ESA) beteiligt sind. Klar sei, dass immer wieder Asteroiden am Schirm der Beobachter erscheinen, die eine gewisse Wahrscheinlichkeit zur Kollision mit der Erde haben. Über Größe, Anzahl, Bahn und Beschaffenheit der Körper ist vieles unbekannt, so Köberl, der Professor für Impaktforschung und Planetare Geologie an der Universität Wien und Obmann der Kommission für Geowissenschaften der ÖAW ist.

Gerade letzteres sei für etwaige Ablenkungsmanöver nicht unerheblich, so der Geochemiker. Schießt man nämlich auf eine lose Materialansammlung - eine Art "fliegende Sandbank" -, dann richtet man mit der gleichen Aufprallenergie weit weniger an als bei einem massiven Körper. Was der DART-Aufprall gebracht hat, analysiert übrigens bald die ESA-Mission "Hera", die direkt zum Asteroiden "Dimorphos" aufbricht, um nachzusehen, was die DART-Sonde dort genau bewirkt hat. Teile für die "Hera"-Sonde, die 2024 starten soll, liefert das Wiener Weltraumunternehmen Beyond Gravity Austria.

Asteroiden: Bahnveränderung muss weiter weg geschehen

Wie im Hollywood-Blockbuster "Armageddon" mit Bruce Willis laufe es jedenfalls nicht, denn ein actionreicher Ausflug auf einen Asteroiden in Erdnähe, um ihn vom fatalen Kurs abzubringen, ist keine Option, betonte Köberl. Wenn man sich um Bahnveränderung bemüht, dann muss das nämlich deutlich weiter weg geschehen. "Da nutzt auch Bruce Willis nichts."

Im Fall des Falles gebe es auch viele Fragen, wie so ein drohender Impakt kommuniziert wird. Dazu ist nicht ausgemacht, dass wissenschaftliche Warnungen von der Politik und Teilen der Bevölkerung auch ernst genommen werden. All das sind Probleme, die die Experten diskutieren wollen. Köberl und Kollegen haben dazu kürzlich ein Kapitel in einem Buch zur Würdigung des Lebenswerks des US-Geologen Walter Alvarez verfasst.

Forschungsgemeinde übt laufend den Ernstfall

Die Forschungsgemeinde übe den Ernstfall jedenfalls laufend. So erfindet man Entdeckungen von Himmelskörpern auf Kollisionskurs, um die Instrumente zur Analyse der Bahnen und möglicher Einschlagsorte ständig zu verfeinern, erklärte Köberl.

Ein echtes Verteidigungssystem für die Erde vor kosmischen Gefahren ist jedenfalls noch weit weg. "Wir stehen bei weitem noch nicht Gewehr bei Fuß", so der Impaktforscher. Die Geräte startbereit für den Ernstfall zu haben sei auch eine Geldfrage. Trotzdem: "Es ist gut, dass man darüber redet." Und nicht zuletzt habe die Impfstoffentwicklung in der Covid-Pandemie gezeigt, dass es in der Technologieentwicklung sehr rasch gehen kann, wenn der nötige Nachdruck und die internationale Kooperation da sind.

(APA/Red)

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