Der Lega-Chef bezweifelt jedoch stark, dass Berlusconi seinem Rat folgen wird. “Berlusconi ist kämpferisch wie immer. Auch wenn der Kampf manchmal den Rückzug vorsieht, ist dies nicht seine Strategie, Berlusconi greift immer an”, meinte Bossi. Seiner Ansicht nach würde der Premier bei Neuwahlen mehr Stimmen als bei dem letzten Urnengang im April 2008 erhalten.
Eine Übergangsregierung, wie sie die Opposition fordert, schließt Bossi entschieden aus. “Wenn Staatschef Giorgio Napolitano eine Übergangsregierung einsetzen würde, wäre die Reaktion im Land sehr scharf”, warnte Bossi. Kammerpräsident Gianfranco Fini, der in einer Videobotschaft am Donnerstag Berlusconi zu Verantwortungsbewusstsein aufgerufen hatte, fürchte laut Bossi Neuwahlen. Dies bestreitet Fini jedoch vehement. “Ich fürchte Wahlen nicht, aber sie dienen dem Land keineswegs”, sagte der Kammerpräsident.
Inzwischen droht Berlusconi der Verlust eines weiteren Regierungsmitglieds. Frauenministerin Mara Carfagna wolle das Kabinett verlassen, um sich den “Finianern” anzuschließen, hieß es in Regierungskreisen in Rom. Am Montag hatte Fini bereits Europaminister Andrea Ronchi, Vize-Industrieminister Alfonso Urso und zwei Unterstaatssekretäre aus dem Kabinett zurückgezogen.
Der Rücktritt Carfagnas wäre ein weiterer Schlag für den Premierminister in einer heiklen politischen Phase. Am 14. Dezember wird in der Abgeordnetenkammer in Rom über den Misstrauensantrag gegen Berlusconi abgestimmt. Am selben Tag votiert der Senat über eine vom Premierminister eingereichte Vertrauensfrage. Eine Niederlage in einer der Kammern würde Berlusconi zum Rücktritt zwingen und könnte zu vorgezogenen Neuwahlen führen.