Italienischer Mafia-Kronzeuge ohne Polizeischutz

Spatuzza sei nicht glaubwürdig, lautet die Begründung des Innenministeriums. Der 45-Jährige, der dem sizilianischen Mafia-Clan Graviano angehörte, hatte im vergangenen Dezember gegenüber der Justiz berichtet, ein für eine Serie von Bombenanschlägen der Mafia in Rom, Mailand und Florenz im Jahr 1993 verurteilter Mafia-Boss habe den damals noch nur als TV-Unternehmer tätigen Berlusconi mit den Attentaten in Verbindung gebracht.
Die Staatsanwälte von Florenz, denen Spatuzza seine Geständnisse gemacht hat, protestierten wegen des Beschlusses des Innenministeriums, dem abtrünnigen Mafioso keine Sicherheitsmaßnahmen zu gewähren. “Das ist ein beispielloser Beschluss, Spatuzza ist ein glaubwürdiger Kronzeuge”, protestierte Staatsanwalt Di Matteo. Der Oppositionspolitiker und Ex-Staatsanwalt Di Pietro meinte, Spatuzza habe um sein Leben zu bangen. “Spatuzza ist jetzt ein wandelnder Toter”, so Di Pietro.
Vor den Staatsanwälten von Florenz, die ihn in den letzten Monaten lange vernommen hatten, hatte Spatuzza zu verstehen gegeben, dass Berlusconi mit dem Geld der Familie Graviano in den Siebziger Jahren Geschäfte auf Sizilien gemacht hatte. Graviano habe 1993 dann Berlusconis politischen Aufstieg nach der Gründung seiner Mitte-Rechts-Partei Forza Italia unterstützt.
Berlusconi hatte sich über Verdächtigungen erzürnt gezeigt, er sei selbst in Aktivitäten der Mafia verstrickt gewesen. “Es ist einfach ein Wahnsinn, ich werde der unglaublichsten Dinge bezichtigt. Dabei hat meine Regierung wie keine andere die Mafia bekämpft”, wurde Berlusconi zitiert.