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Italien will seine Vulkane unter die Lupe nehmen

Zivilschutzchef Bertolaso sagt: "Vesuv ist die wahre Gefahr". In seinen neun Jahren an der Spitze des Zivilschutzes hat er sich mit Erdbeben, Erdrutschen, Bränden, Müllkrisen und Katastrophen jeder Art auseinandergesetzt.
Die gefährlichsten Vulkane der Welt
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Nachdem die Aschewolke des isländischen Vulkans Eyjafjöll zuletzt tagelang den Flugverkehr in Europa lahmgelegt hat, will Italiens Zivilschutzchef Guido Bertolaso jetzt die italienischen Vulkane genauer unter die Lupe nehmen. Anfangen will er mit einer Gruppe von Vulkanen unter dem Meeresspiegel, über deren Eruptionspotenzial die Wissenschafter nur wenig wissen.

“Eine Gruppe dieser Vulkane befindet sich im Thyrrenischen Meer vor Neapel, eine andere im Kanal von Sizilien. Es sind insgesamt 13 Vulkane, die wir jetzt im Rahmen eines mit dem nationalen Forschungszentrum CNR entwickelten Projekts mit Sonaranlagen genau lokalisieren und überprüfen werden. Wir wollen feststellen, ob eine Tsunami-Möglichkeit besteht. Wir beginnen mit der Bildung eines internationalen Komitees, an dem sich die namhaftesten Experten für Meeresvulkane beteiligen. Sie werden eine Strategie für das Monitoring der Meeresvulkane Entwickeln”, erklärte Bertolaso im Gespräch mit der APA.

Die Lage am Ätna wird genau kontrolliert. “Wir verfügen über die fortgeschrittensten Messsysteme der Welt. Auch die Asche, die der Vulkan ausspeit, wird ständig geprüft. Der Ätna hat in der Vergangenheit auf Sizilien für Probleme im Luftverkehr gesorgt. Wegen eines zweiwöchigen Ascheregens musste der Flugraum über Sizilien und Malta im Jahr 2002 geschlossen werden”, so Bertolaso.

Als gefährlichster Vulkan Italiens gilt der Vesuv, der seit 1944 still liegt, laut Statistiken jedoch bald wieder explodieren könnte. Die letzte explosive Eruption im Jahr 1631 hatte den Tod von 4.000 Menschen zur Folge. “Der Vesuv stellt eine beträchtliche Gefahr für die circa 650.000 Menschen dar, die in seiner unmittelbaren Nähe leben. 2,5 Millionen Personen leben im Großraum rund um den Vulkan. Sollte er ausbrechen, könnten die Folgen riesig sein. Es gibt keine Prognosen mit wissenschaftlich absoluter Sicherheit was die Eruption eines Vulkans betrifft. Daher arbeitet der Zivilschutz an einem Evakuierungsplan für die Bevölkerung im Fall eines Vesuvausbruchs”, erklärt der 60-jährige Zivilschutzchef.

Bertolaso drängt auf die Gründung eines europäischen Netzes zum Schutz der Bürger. “Ihr Leben hängt mehr denn je von einem soliden Netz von grenzüberschreitenden Sicherheitssystemen ab, denn die Natur respektiert die nationalen Grenzen nicht. Gemeinsame Prozeduren sind notwendig, um Leben zu retten und Schäden einzudämmen. Wäre ein solches Netz vorhanden gewesen, hätte man die mehrtägige Sperre des Luftraums vielleicht verhindern können, die allein den Fluggesellschaften Verluste um die zwei Milliarden Euro beschert hat”, so der Zivilschutzchef.

Bertolaso teilt die Meinung einiger Fluggesellschaften nicht, denen zufolge die Sicherheitsvorkehrungen wegen der Aschewolke im Flugverkehr übertrieben waren. “Man darf nicht vergessen, dass in den vergangenen Jahren zwei Jumbos der Fluggesellschaft KLM und British Airways fast abgestürzt wären, weil deren Triebwerke wegen einer Aschewolke über Indonesien und Alaska ausgefallen waren. Leider fehlt es an Erfahrung, um die Auswirkungen einer Aschewolke dieser Art in Schranken zu halten”, meint Bertolaso.

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