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Italien wegen Amoklauf bei Novara geschockt

Italien stand am Dienstag unter dem Eindruck des Amoklaufs eines 54-Jährigen, der Montagnachmittag in der kleinen Ortschaft Bogogno bei Novara drei Menschen erschossen und neun weitere verletzt hatte.

Der Täter, dessen Informatikfirma in Varese vor kurzem in Konkurs gegangen war, tötete nach Angaben von Behörden zunächst einen 39-jährige Gerichtsvollzieher, der ihn über die Zwangsräumung seiner Wohnung informieren wollte. Danach erschoss der 54-jährige Angelo Sacco einen 30 Jahre alte Carabiniere und einen 48 Jahre alten Motorradlenker, der gerade an dem Wohnhaus vorbeifuhr.

Auf der Straße vor Saccos Haus wurden neun weitere Menschen durch Schüsse verletzt. Einer von ihnen befand sich zunächst in kritischem Zustand. „Er schoss auf uns mit einem komischen Grinsen im Gesicht“, schilderte ein Jugendlicher, der selbst leicht verletzt wurde, gegenüber Journalisten.

Ein Staatsanwalt versuchte stundenlang, Sacco zum Aufgeben zu überreden. Der Mann hatte sich in seiner Wohnung verbarrikadiert und reagierte nicht auf die Verhandlungsangebote der Polizei. Die Beamten versuchten, per Megafon mit ihm Kontakt aufzunehmen. Als Spezialeinheiten am späten Abend die Tür zu Saccos Wohnung aufbrachen, fanden sie den Täter nur mit Unterwäsche bekleidet auf einem Sofa sitzend. Er ließ sich widerstandslos festnehmen.

Sacco war in dem kleinen Ort als verschlossener Mensch bekannt. Er lebte allein, seit der Pleite seiner Informatikfirma hielt er sich angeblich nur noch in seiner Wohnung auf. Auslöser des Amoklaufs war offenbar die bevorstehenden Pfändung seiner Wohnung. Auch die Rekordhitze, die am Montagnachmittag über Bogogno geherrscht hatte, könnte mit Schuld gewesen sein, dass Sacco die Nerven verlor, meinte ein Experte.

Nach dem Amoklauf wurden in Italien Forderungen nach schärferen Kontrollen von Waffenberechtigungen laut. Sacco, ein Jäger, besaß seit Jahren legal ein Gewehr. Im Innenministerium in Rom versprach man, Waffenbescheinigungen künftig besser zu überprüfen. „Labile Persönlichkeiten dürfen keine Waffe besitzen“, forderte ein Psychologe.

Die Behörden wollen mit größter Aufmerksamkeit „den physischen und psychischen Zustand“ der Personen kontrollieren, die eine Waffenberechtigung beantragen oder eine solche bereits besitzen, sagte Innenminister Giuseppe Pisanu. Diese Berechtigungen sollen jährlich kontrolliert werden. Laut offiziellen Statistiken besitzen rund vier Millionen Italiener eine Waffe. 884.000 von ihnen sind Jäger, 45.000 Personen besitzen Waffen zum Selbstschutz.

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