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Italien: Tauziehen um Sudan-Flüchtlinge

In dem fast dreiwöchigen Ringen um das Schicksal der 37 Afrikaner auf dem deutschen Flüchtlingsschiff „Cap Anamur“, bleibt die italienische Regierung hart.

Rom weigert sich strikt, die Sudanesen aufzunehmen, weil sie in maltesischen Hoheitsgewässern an Bord des Schiffes gegangen seien. „Das ist eine Lüge. Wir haben die Flüchtlinge 100 Meilen vor der süditalienischen Insel Lampedusa aufgenommen, wie unser Logbuch und und unser Satellitensystem beweisen“, sagte der Kapitän der „Cap Anamur“, Elias Bierdel, am Freitag der dpa.

Auch ein Gespräch mit einem Beauftragten des italienischen Innenministers Giuseppe Pisanu habe zu keinem Ergebnis geführt, erklärte Bierdel. Zwar habe es zunächst eine Anlege-Erlaubnis für den kleinen Hafen Pozzallo auf Lampedusa gegeben. „Der war aber viel zu klein für die Cap Anamur.“ Eine bereits erteilte Erlaubnis für den Hafen im sizilianischen Porto Empedocle sei von der Regierung in letzter Minute zurückgezogen worden. Auch Malta hatte am Donnerstagabend erneut bekräftigt, die Flüchtlinge nicht an Land lassen zu wollen.

Seit fast drei Wochen kreuzt der Frachter, der vor fast einem Vierteljahrhundert bereits zur Rettung von vietnamesischen Bootsflüchtlingen – den so genannten „Boat-People“ – zum Einsatz kam, vor Sizilien. Die Lage der Sudanesen an Bord des Schiffes ist unterdessen unverändert. Es gebe keine schwereren Krankheitsfälle, die medizinische Versorgung sei gut und auch die angeblichen Selbstmorddrohungen der Flüchtlinge seien nur ein Gerücht, betonte der Kapitän.

Auch das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat inzwischen dringend eine Aufnahme der Flüchtlinge verlangt. Die Weigerung, die Flüchtlinge an Land gehen zu lassen, vergrößere deren Strapazen, teilte das UNHCR am Freitag in Genf mit. „Es ist das logischste, dass sie in Italien aufgenommen werden“, sagte UNHCR-Sprecher Ron Redmond.

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