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Italien: Schäden in Millionenhöhe

Der landesweite Stromausfall in Italien hat am Sonntag fünf Menschen das Leben gekostet. Nach Medienberichten vom Montag starben fünf Senioren.

Sie seien entweder in der Dunkelheit umhergeirrt oder in Unfälle verwickelt gewesen. Einen Tag nach dem grössten Blackout in Italien waren alle Engpässe bei der Stromversorgung beseitig. Der nationale Energieversorger ENEL teilte am Montag mit, dass die zunächst geplanten Stromabschaltungen nicht nötig seien.

Weiterhin schwierig ist die Lage im Bahnsystem, nachdem es am Sonntag wegen des Ausfalls der meisten Züge zu chaotischen Zuständen gekommen war. Nach Angaben der Bahngesellschaft Trenitalia starteten am Montag 70 Prozent der Züge aus Rom nach Plan. Zu rechnen sei jedoch mit Verspätungen.

Sowohl die Regierung als auch die Justizbehörden leiteten eine Untersuchung des folgenschwersten Stromausfalls in der Geschichte des Landes ein.

Handel klagt über Verluste

Unternehmen und der Handel klagten über grosse Schäden. Nach Angaben des Kaufleuteverbands Confcommercio betragen die Verluste für die Tiefkühlindustrie, die Supermärkte, Eisgeschäfte, Restaurants und Bars, in denen eingefrorenen Lebensmittel verloren gingen, an die 120 Millionen Euro (rund 185 Millionen Franken).

60.000 Geschäfte seien vom Stromausfall schwer betroffen gewesen, hiess es, ebenso zahlreiche Milchproduzenten. Nahrungsmittelunternehmen drohen mit Klagen gegen die Regierung, der eine fehlende Energiepolitik vorgeworfen wird.

Auch Staatschef Carlo Azeglio Ciampi setzte die Regierung unter Druck. Er drängte auf den Bau neuer Stromkraftwerke in Italien, das EU-Land, das am stärksten vom Strom aus dem Ausland abhängig ist.

Berlusconi soll sich entschuldigen

Die oppositionelle Mitte-Links-Allianz forderte die Regierung Berlusconi auf, sich bei den Italienern für das Chaos am Sonntag zu entschuldigen. Der Blackout sei eine Folge der verfehlten Energiepolitik des Kabinetts. Die Linke forderte erneut den Rücktritt von Industrieminister Antonio Marzano.

Die Regierung wies die Vorwürfe zurück. „Ich werde nicht zurücktreten, weil ich nicht verantwortlich bin. Wir kennen noch nicht die Ursachen des Stromausfalls, sie liegen aber nicht an uns“, sagte Marzano im Gespräch mit italienischen Medien.

Als wichtigen Grund für den landesweiten Blackout nannten viele Zeitungen die verfehlte Liberalisierung des Energiemarkts. Dafür wiederum machten sich Regierung und Opposition gegenseitig verantwortlich.

Baum berührte Leitung nicht

Einer der Gründe für den Stromausfall war ein Lichtbogen zwischen einem Baum und einer 380-Kilovolt-Stromleitung in der Nähe von Brunnen im Kanton Schwyz. Zum grossen Blackout soll es dann aber vor allem wegen Fehlschaltungen in Italien gekommen sein, wurde beim Energiekonzern Atel vermutet. Die Verantwortlichen in Italien geben der Schweiz die Schuld am totalen Blackout.

Marzano betonte, dass die Regierung die Vertrauensfrage im Parlament stellen wird, um so rasch wie möglich ein Paket zum Bau neuer Stromkraftwerke durchzusetzen.

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