Die Regierung von Ministerpräsident Silvio Berlusconi, der der Justiz wiederholt politische Voreingenommenheit vorgeworfen hat, sieht unter anderem eine stärkere Trennung in der Ausbildung von Richtern und Staatsanwälten sowie eine stärkere Hierarchie in der Staatsanwaltschaft vor.
Laut dem italienischen Richterverband ANM (Associazione Nazionale Magistrati) zielen die Reformpläne der Regierung Berlusconi eindeutig darauf, die Rechtsprechung unter den Einfluss der jeweiligen politischen Mehrheit zu stellen. Die Unabhängigkeit der Richter werde stark beschnitten, da die Justizreform eine deutliche Kontrolle der Staatsanwälte durch die parlamentarische Mehrheit vorsehe. Der Streik ist der dritte des Richterverbandes seit Amtsantritt von Ministerpräsident Berlusconi im Juni 2001.
Kernpunkt von Berlusconis Justizreform, die in den vergangenen Tagen vom Senat verabschiedet wurde und nun von der Abgeordnetenkammer gebilligt werden muss, ist die strikte Trennung der Berufskarrieren von Staatsanwälten und Untersuchungsrichtern auf der einen Seite und Richtern auf der anderen. Dies bedeutet, dass Staatsanwälte und Richter nicht mehr wie bisher üblich zwischen den verschiedenen Funktionen wechseln können.