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Italien: Revolte und Chaos in Flüchtlingslager

Auf der süditalienischen Mittelmeerinsel Lampedusa haben sich die Schwierigkeiten nach den Ansturm von Flüchtlingen der vergangenen Tage zugespitzt. Weitere Massenlandungen werden erwartet.

In der Nacht auf Samstag kam es zu einer Revolte der Immigranten, die im Aufnahmelager der Insel auf die Abschiebung in ihre Heimatländer warten. Dutzende der rund 700 Flüchtlinge, die sich im Lager aufhalten, versuchten zu flüchten, die Polizei musste eingreifen. Dabei wurden mehrere Personen verletzt, berichteten italienische Medien.

Anderen Immigranten gelang die Flucht. Die Polizei startete eine ausgedehnte Untersuchungsaktion auf der 20 Quadratkilometer großen Insel. Im Aufnahmelager, das eigentlich für maximal 190 Personen geplant war, herrschen chaotische Zustände. Diese Woche waren in wenigen Stunden über 1.000 Flüchtlinge in der Nähe von Lampedusa aufgegriffen worden.

Die sizilianischen Behörden befürchten weitere Massenlandungen in den kommenden Tagen. „Tausende von Menschen warten in Libyen auf Boote, die sie nach Süditalien bringen“, hieß es aus Kreisen der italienischen Geheimdienste.

Am Samstag griff die Küstenwache rund 30 Immigranten in der Nähe der sizilianischen Stadt Agrigent auf. Drei Menschenhändler konnten festgenommen werden. Die Küstenwache ist auf ganz Sizilien in Alarmbereitschaft. „Die Schieberbanden nutzen das schöne Wetter aus, um Tausende von Menschen nach Italien zu schleusen“, sagte ein Sprecher der Küstenwache.

Innenminister Giuseppe Pisanu warnte inzwischen vor den Gefahren ungeregelter Immigration nach Italien. In einigen italienischen Regionen seien illegale Einwanderer für ein Drittel, oft sogar für 50 Prozent der Verbrechen verantwortlich. Von den rund 611.000 Personen, die 2004 festgenommen oder angezeigt wurden, waren 171.911 Ausländer ohne Aufenthaltsgenehmigung.

„Wer mit Hilfe von Schleppern Italien erreicht, gerät in die Maschen der Organisierten Kriminalität, oder muss sich mit Schwarzarbeit begnügen“, berichtete der Minister bei der Zeremonie anlässlich des 153. Jubiläums der Gründung der italienischen Polizei. „Die Bekämpfung der illegalen Immigration muss im Rahmen der Gesetzgebung und der internationalen Abkommen mit noch schärferem Griff erfolgen. Dabei muss man stets die Pflichten der menschlichen Solidarität bei Personen berücksichtigen, die vor Krieg, Hunger und Verzweiflung flüchten“, betonte der Innenminister.

Wichtig seien die Aufnahmelager, in denen die Immigranten vor ihrer Abschiebung gehalten werden. „Viele Lokalverwalter sind Opfer des gewaltigen Drucks organisierter Gruppen, die sich gegen jegliche Form von Kontrolle der illegalen Immigration wehren. Die Aufnahmelager sind aber zur Regelung der Einwanderungswelle absolut notwendig”, meinte der Minister. Die ungeregelte Immigration sei auch wegen der Terrorgefahr ein Risiko.

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