Der Ministerpräsident, der vor einer Woche nach einer Niederlage seines Kabinetts zur Außenpolitik zurückgetreten war, nahm am Donnerstag an der Debatte in der Abgeordnetenkammer über die Regierungskrise teil. Die Vertrauensabstimmung in der Abgeordnetenkammer ist am Freitag geplant. Dort verfügt Prodi über eine solidere Mehrheit als im Senat.
Die oppositionelle Mitte-Rechts-Allianz um Silvio Berlusconi kritisierte, dass die Regierungskoalition nur mit Mühe und wenigen Stimmen Vorsprung sowie größter interner Uneinigkeit über viele Fragen die Vertrauensabstimmung im Senat gewonnen habe. Die Reformer innerhalb der Regierungskoalition müssten sich weiterhin mit der radikalen Linken auseinandersetzen. Diese würden zwar nur neun Prozent der Wählerschaft ausmachen, aber die Gemäßigten damit derart unter Druck setzten, dass ohne sie nicht regiert werden könne.
Der Schatten der Krise innerhalb der Koalition bleibe, meinte Berlusconi. Er prophezeite am Donnerstag, dass die Regierungsallianz nicht lang überleben werde. Sie sei zu stark auf die Stimmen des Verräters Marco Follini und der Senatoren auf Lebenszeit angewiesen. Der Christdemokrat hatte Berlusconis Bündnis den Rücken gekehrt und sich an Prodis Seite gestellt.
Justizminister Clemente Mastella erwiderte, dass das Regierungsbündnis trotz Schwierigkeiten stabil sei. Die Regierungskoalition ist wie der Turm von Pisa. Er hängt schief, stürzt aber nicht, kommentierte der Christdemokrat. Vizepremier Francesco Rutelli gab zu, dass die Mehrheit der Regierung im Senat knapp sei, dies sei aber die einzig mögliche Mehrheit in dieser Legislaturperiode.
Italienische Medien kommentierten, dass die Furcht vor Neuwahlen und einer Rückkehr an die Regierung Berlusconis die Mitte-Links-Koalition wieder zusammen geschweißt habe, ohne dass aber die internen Divergenzen überwunden seien. Es bleibe der Eindruck einer Regierung, die im Sattel sitze, aber schwanke. Weiterhin umstritten seien heikle Themen wie die Legalisierung der Lebenspartnerschaften, die Neufinanzierung der Afghanistan-Mission und das Wahlrecht, mit dem Prodi dem Land politische Stabilität sichern wolle.
Alte Gleichgewichte, neue Ungewissheiten, kommentierte die Mailänder Tageszeitung Sole 24 Ore. Die Regierung gehe aus der Vertrauensabstimmung nicht stärker vereint heraus, sondern sei nun noch mehr Gefangene ihrer eigenen Widersprüche.