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Italien: Nach dem Zugunglück

Fast 24 Stunden nach dem Zusammenstoß eines Perso-nenzuges mit einem Güterzug in Bolognina di Crevalcore, rund 25 Kilometer nördlich von Bologna, wurde am Samstag noch nach Leichen unter den Trümmern gesucht.

Die Rettungsmannschaften, die die ganze Nacht durchgearbeitet hatten, bargen am Vormittag die Leiche eines weiteren Passagiers. Die Zahl der Todesopfer stieg somit auf 14. Weitere Leichen könnten sich jedoch noch unter den Trümmern befinden, hieß es in Bologna.

Die Identifizierung der meisten Opfer werde nur mit Hilfe von DNA-Tests möglich sein, da die Leichen durch den starken Aufprall der Waggons bis zur Unkenntlichkeit entstellt seien, berichtete das Fernsehen. In den Krankenhäusern von Bologna befanden sich noch Dutzende Verletzte.

Die Staatsanwaltschaft von Bologna leitete eine Untersuchung ein. Menschliches Versagen gilt als wahrscheinlichste Ursache des Unfalls, das sich im dichtem Nebel auf der Strecke zwischen Bologna und Verona ereignet hat. Nach ersten Erkenntnissen raste der Güterzug auf einem einspurigen Streckenabschnitt kurz vor dem Bahnhof von Bolognina frontal auf den Regionalzug zu, der von Verona mit rund 200 Personen an Bord abgefahren war.

Wahrscheinlich habe ein Lokführer wegen des Nebels ein Rotlicht übersehen, vermutet die Staatsanwaltschaft von Bologna. Allerdings werde auch ein Defekt an einer Weiche überprüft.

Der erste Wagen hinter der Lokomotive wurde von der Wucht des Zusammenpralls mehrere Meter in die Luft gehoben und aufgeschlitzt. Die Lokomotive des regionalen Personenzuges sei völlig aus der Spur gesprungen, der nachfolgende erste Waggon habe sich fast senkrecht aufgerichtet, berichteten die Rettungsmannschaften.

Die Gewalt des Zusammenpralls sei noch dadurch verstärkt worden, dass der Güterzug in seinen vorderen Waggons schwere Eisenträger transportiert habe, berichteten die Behörden. Nach Angaben der Bahngesellschaft FS wurde der Güterzug zum Zeitpunkt des Unglücks von einem jungen Eisenbahner gefahren, der noch keine Zugführer-Lizenz besaß. Die Staatsanwaltschaft leitete gegen ihn und seinen Ausbilder Ermittlungen wegen Fahrlässigkeit ein.

In Italien ist inzwischen scharfe Kritik an der Sicherheit der regionalen Bahnlinien entflammt. Die Strecke Bologna-Verona ist eingleisig. Erst in den vergangenen Jahren gab es Bestrebungen, sie auf zwei Gleise auszubauen. An den Verzögerungen bei den Arbeiten hatte es immer wieder Kritik gegeben, da es sich um eine für Italien wichtige Bahnlinie handelt, die im Norden in Richtung Brenner weiterführt.

Nach dem schweren Zugunglück forderten die italienischen Bahnangestellten mehr Sicherheit im Dienst. „In Italien gibt es zu viele Unfälle auf lokalen Bahnlinien, weil man zu stark bei der Sicherheit spart“, betonte ein Sprecher des Konsumentenschutzverbandes Codacons.

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