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Italien: Mafia-Jäger klagt an

Anti-Mafia-Oberstaatsanwalt Pietro Grasso sorgt in Italien für einen Eklat: In einem Interview mit dem TV-Programm TV7 behauptet er Politiker, Unternehmer und auch die Polizei würden den Paten Provenzano beschützt.

Mafia-Bosses Bernardo Provenzano ist seit 40 Jahren auf der Flucht und wird gesucht. Er ist die Nummer eins der sizilianischen Cosa Nosta.

„Nicht nur die Mafia, sondern ganze soziale Schichten helfen Provenzano auf seiner Flucht. Wir haben entdeckt, dass ein Unternehmer von einem Polizeifunktionär Informationen über unsere Untersuchungen erhielt. Der Unternehmer ist mit der Cosa Nostra verbunden, also konnte Provenzano direkt Zugang zu Informationen über unsere Untersuchungen haben“, sagte der 60-jährige Grasso, der am heutigen Freitag offiziell zum Anti-Mafia Oberstaatsanwalt aufgerückt ist, nachdem er Jahre lang als Ermittler in Palermo gearbeitet hat.

„Die Cosa Nostra schleicht sich in die Politik und in die Wirtschaft ein und zerstört die Unternehmens- und Marktfreiheit, die ein Eckpfeiler für die Entwicklung einer Region und eines Landes sind“, meinte der 60-jährige Staatsanwalt.

Grasso hat sich bereits seit drei Jahrzehnten dem Kampf gegen die Mafia verschrieben; er war ein Weggefährte der beiden Anti-Mafia-Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die 1992 von der Mafia umgebracht wurden. Grasso war 1984 bereits an dem ersten großen Prozess gegen die Mafia beteiligt, der mit 13 lebenslangen Haftstrafen und insgesamt rund 2.500 Jahren Gefängnis für 475 Angeklagte zu Ende ging.

Der 72-jährige Provenzano, von dem Grasso jüngst ein Phantombild veröffentlichen ließ, ist Italiens meistgesuchter Mafioso. Dieser hat vermutlich nach der 1993 erfolgten Verhaftung des Mafia-Bosses Salvatore „Toto“ Riina die Leitung des Verbrechersyndikats übernommen. Im Lauf der letzten Jahre gingen einige seiner engen Mitarbeiter der Polizei ins Netz. Im Jänner wurden 46 Personen unter der Beschuldigung festgenommen, dem Flüchtigen Unterstützung gewährt zu haben. Provenzano soll sich mehreren chirurgischen Operationen unterzogen haben, um unerkannt zu bleiben.

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