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Italien: Jagd auf Unabomber

In der friulanischen Provinz Pordenone hat die Polizei die Wohnung eines 49 Jahre alten Ingenieurs, Elvo Zornitta, durchsucht. Mindestens weitere neun Namen auf der Täter-Liste.

In der Wohnung des Mannes wurde eine Schere gefunden, die laut den Ermittlern für das Basteln der mysteriösen Sprengfallen gedient haben könnte, die seit 12 Jahren den Nord-Osten Italiens terrorisieren. Der Ingenieur, der bei einer Waffenfirma gearbeitet hat, hegt eine Leidenschaft für Mechanik, Chemie und Sprengkörper. Er könnte der rätselhafte Unabomber sein, der seit 1994 sein Unwesen treibt, meint die Polizei.

Zornitta versicherte in einem Interview mit der Venediger Tageszeitung „Gazzettino Veneto“, dass er nicht der Sprenfallenbauer sei. „Es gibt keine Beweise gegen mich. Die Polizei tappt im Dunklen und braucht unbedingt ein Täter. Mein Leben ist zerstoert“, so der Ingenieur.

Der Ingenieur ist nicht der einzige Verdächtige. Mindestens weitere neun Namen stehen auf der Schwarzen Liste der Fahnder. Auch ein 48 Jahre alter Lehrer, der unweit von Pordenone lebt, wird verdächtigt, seitdem die Polizei in seiner Wohnung mehrere Schockoladeneier, Seifenblasen und Textmarker gefunden hatte. Es handelt sich um Gegenstände, in die der „Unabomber“ – bei dem man nicht sicher ist, ob es sich um einen einzelnen Täter handelt oder ob auch Nachahmer am Werk sind – in den vergangenen Jahren Sprengfallen versteckt hatte.

Die Staatsanwaltschaften der vier norditalienischen Städte Pordenone, Udine, Venedig und Treviso versuchten bisher vergebens, dem geheimnisvollen Sprengfallenbauer auf die Spur zu kommen. Erstmals tauchte der italienische „Unabomber“ am 21. August 1994 auf. Bei einem Volksfest in Sacile bei Pordenone explodierte eine Rohrbombe, die drei Personen verletzte.

Weitere Sprengkörper dieser Art gingen in den folgenden Monaten vor einem Supermarkt in Pordenone sowie vor der Kirche der friaulischen Stadt Aviano in die Luft, wo sich ein US-Militärstützpunkt befindet. Weitere vier Rohrbomben detonierten in der Provinz Pordenone, ohne jemanden zu verletzen.

Bei der Explosion einer Rohrbombe am Strand des Badeorts Lignano wurde am 4. August 1996 ein 33-jähriger Urlauber schwer verletzt. Mehrere Sprengkörper derselben Art detonierten in den folgenden Tagen in mehreren Badeorten der Gegend. Im Juli 2000 wurde ein pensionierter Carabiniere in Lignano lebensgefährlich verletzt, nachdem der Sprengsatz in seinen Händen gezündet hatte. 2004 war ein Textmarker in der Hand eines kleinen Mädchens explodiert, das schwer verletzt wurde.

Zuletzt hatte Unabomber angeblich im Mai zugeschlagen. Ein in einer Wasserflasche getarnter Sprengkörper war in Caorle in Friaul explodiert und hatte dabei einen 28-Jährigen verletzt. Die Flasche, in der sich ein Papierzettel befand, war zwischen den Felsen unweit des Meeres versteckt.

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