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Italien geschockt

Der Amoklauf eines abgelehnten Stellenbewerbers, der in Aci Castello fünf Personen erschossen und sich Stunden danach in einer Kirche das Leben genommen hat, schockt Italien.

Die Polizei versucht die Hintergründe des Blutbades zu klären und zu verstehen, wie und warum sich Giuseppe Leotta, der als Gelegenheitsarbeiter in Aci Castello unweit der Hänge des Vulkans Ätna beschäftigt war, in einen Serienmörder vergewandelt hat.

Der 32-jährige Mann, der in der Gemeinde von 10.000 Einwohnern nördlich von Catania als geistesgestört galt, drang am Morgen in das Rathaus ein. Laut Polizei wollte er sich rächen, weil ihm Bürgermeister Michele Toscano eine Stelle als Schulbusfahrer verweigert hatte. Leotta, in dessen Wohnung die Ermittler ein Waffenarsenal fanden, eröffnete mit zwei Pistolen das Feuer auf den Bürgermeister und zwei seiner Mitarbeiterinnen. Die Leichen wurden in großen Blutlachen liegend aufgefunden, der Täter traf seine Opfer kaltblütig ins Gesicht.

Im Treppenhaus wurde ein weiterer Gemeindeangestellter erschossen, den Leotta auf seiner Flucht traf. Getötet wurde auch ein ahnungsloser Rentner, der sich auf einer Bank vor dem Rathaus sonnte. Nach der Tat rannte der 32-Jährige, der einen Zeitvertrag bei der Stadtverwaltung gehabt hatte, mit einer Pistole in der Hand davon. Die Polizei riegelte die Zufahrtstraßen nach Aci Castello ab, auch einen Hubschrauber wurde zur Suche nach dem Todesschützen eingesetzt. Die Bewohner der Gemeinde sperrten sich in ihren Häusern ein.

Nach dem Blutbad nahm Leotta einen Autofahrer als Geisel. „Er hat mich mit einer Pistole bedroht und gesagt: ’Jetzt machen wir eine schöne Reise durch Sizilien’“, berichtete der Kaufmann Annibale Caponnetto, der mit dem Mörder einen Nachmittag voll Angst und Schrecken erlebt hat. „Er hat mir gestanden, dass er den Bürgermeister von Aci Castello und weitere vier Personen ermordet hat. Ich glaubte ihm zuerst nicht, doch dann habe ich im Radio einen Bericht über den Amoklauf gehört. Leotta hat auch einmal in die Luft geschossen, um mir Angst zu machen, ich habe um mein Leben gebangt“, berichtete Caponnetto. Nach einer zweistündigen Fahrt erreichten die beiden Männer die Kirche Maria della Salute in der Stadt Vittoria, zirka 100 Kilometer von Aci Castello entfernt. „Er wollte, dass ich ihn in die Kirche begleite. Dann hat er sich auf eine Bank gesetzt und erschossen“, sagte Caponnetto.

In Aci Castello fragt man sich inzwischen, warum ein Geistesgestörter, der wegen seines aggressiven Verhaltens bekannt war, nicht behandelt worden ist. „Jeder wusste, dass er verrückt war. Seine Eltern hatten die Wohnung in Aci Castello verlassen, weil sie sich vor ihm nicht mehr sicher fühlten. Leotta hatte auch seinen Bruder mit einer Axt bedroht“, berichteten einige Nachbarn. „Er ist ein Psychopath, der eine Vorliebe für Waffen hatte“, sagte ein Schulfreund. Trotz der offenbaren Probleme hatte der Mann eine Waffenlizenz. „Wie ist das möglich, dass ein kranker Mann ein Arsenal in der Wohnung hatte“, fragen sich die Bewohner von Aci Castello. Die Polizei will nun klären, warum der Mann mehrere Waffen in der Wohnung hatte und wie er an den Waffenschein kam.

In Italien mehren sich die Appelle für striktere Regeln bei der Vergabe von Waffenberechtigungen. Doch der Unterstaatssekretär des Innenministeriums, Antonio d’Ali, wies neue Vorwürfe nach dem Amoklauf zurück .„Manchmal stehen wir vor Akten des Wahnsinns, denen man nicht vorbeugen kann“, betonte der Politiker.

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