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Italien: Fiat-Chef Umberto Agnelli ist tot

Der Chef des italienischen Autokonzerns Fiat, Umberto Agnelli, ist am späten Donnerstagabend zuhause in der Familienvilla vor Turin seinem Krebsleiden erlegen.

Die Erkrankung war erst vor drei Wochen bekannt geworden.

Der plötzliche Tod des 69-jährigen schockt Italien. Das Land ehrte die mächtige Unternehmerfamilie Agnelli. Nicht umsonst werden die Konzernbesitzer als „heimliches“ Königshaus des Stiefelstaats bezeichnet.

Sollte sich der Agnelli-Clan nach dem Tod Umbertos zum Verkauf der Autosparte entschliessen, wie einige italienische Medien spekulieren, würde dies das Ende einer 105-jährigen Geschichte bedeuten, die 1899 begann, als Giovanni Agnelli, Grossvater des heutigen gleichnamigen Ehrenpräsidenten, die Werke der „Fabbrica Italiana Automobili Torino“ gegründet hatte.

Hochs und Tiefs
Die Fiat-Gründerfamilie Agnelli wurde damit zum Symbol für den wirtschaftlichen Wiederaufbau Italiens nach dem Zweiten Weltkrieg. Zum Fiat-Konzern gehörten mit der Zeit auch die Automarken Ferrari, Maserati und Alfa Romeo.

Umberto hatte die Leitung des Traditionsunternehmens erst im März 2003 übernommen. Kurz davor war sein Bruder Gianni auch an den Folgen eines Krebsleidens gestorben. Damals befand sich der weltweit zehntgrösste Autobauer inmitten der schwersten Krise der Firmengeschichte. Mit deren Auswirkungen kämpft Fiat noch heute.

Mit Umbertos Agnelli kam auch der Vorstandsvorsitzende Giuseppe Morchio an die Konzernspitze. Um den Schuldenberg von 6,6©Mrd. Euro abzutragen und in die Gewinnzone zu zurückzukehren, musste Fiat sich in den vergangenen zwei Jahren von vielen Geschäftsbereichen trennen. Nun will das Unternehmen 2005 wieder Gewinne schreiben.

Unsichere Zukunft
Nach dem Tod der Brüder wachsen die Zweifel, ob die Agnellis sich weiter beim Industriekonzern engagieren werden. Wer Agnellis Nachfolger werden soll, war am Freitag noch unklar.

Fiats Gläubigerbanken haben die Möglichkeit, Kredite über drei Mrd. Euro im kommenden Jahr in Aktien umzuwandeln. Damit würden sie zur grössten Aktionärsgruppe des Unternehmens aufsteigen und die von den Agnellis kontrollierte Beteiligungsgesellschaft ablösen.

Die Banken könnten sich auch wegen der Ungewissheit um den Generationswechsel zum Einstieg in den Fiat-Aktionärskreis entschliessen. Die Erben der Autogruppe sind noch sehr jung. Umberto Agnellis Sohn Andrea ist 27 Jahre alt. Gleichaltrig ist John Elkann, der als möglicher Präsident in Frage kommt.

Wie die Kennedys
Eine unfassbare Serie von Todesfällen suchte die Familie in den vergangenen 70 Jahren heim: Der Vater von Giovanni und Umberto, Edoardo Agnelli, kam 1935 bei einem Flugzeugabsturz ums Leben, und ihr Bruder Giorgio erlag mit nur 36 Jahren einer schweren Krankheit. Ihre Mutter starb 1945 als sie gerade 46 war.

Dann teilten sich die Brüder ein grausames Schicksal: Beide verloren innerhalb von nur wenigen Jahren einen Sohn. „Das Schicksal der Agnelli-Familie ist tragisch“, sagte der Vize-Chef des französischen Fiat-Konkurrenten Renault, Georges Douin. „Das erinnert an die Kennedys.“

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