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Italien: Diskriminierende Kinderpolitik

Die Familienpolitik des italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi sorgt für helle Empörung. Die Regierung Berlusconi will 1.000 Euro für jedes im Jahr 2005 geborene Kind zahlen.

Das Geld können Familien beim Postamt abholen. Zuwandererfamilien aus Nicht-EU-Staaten können allerdings nicht von der Initiative profitieren. Ausgezahlt wird die Prämie nur an italienische Staatsbürger oder Einwanderer aus EU-Staaten, die auch an den italienischen Parlamentswahlen am 9. und 10. April teilnehmen dürfen.

„Der Ministerpräsident hätte uns die Demütigung ersparen sollen, unser Anderssein ins Gesicht geschleudert zu bekommen“, kritisierte die philippinische Einwanderin Irma Perez Tobias. Eine Sprecherin der größten Oppositionspartei Italiens, der Linksdemokraten, kündigte einen Protestmarsch der Einwanderer auf das Büro Berlusconis an, wo sie den versprochenen Kinderbonus einfordern wollten.

Die Zahlung des Kinderbonus, die im Dezember als Teil des Budgets 2006 beschlossen worden waren, soll an Familien mit jährlichen Einkünften von weniger als 50.000 Euro gehen. „Wir wollen somit auf konkrete Weise die Familien unterstützen und zur Bekämpfung der demographischen Probleme Italiens beitragen“, sagte Berlusconi.

Italien hat die niedrigste Geburtenrate in Europa. Jede Frau bekommt durchschnittlich 1,1 Kinder. Seit Mitte der siebziger Jahre ist die Geburtenrate in Italien rückläufig. Italien ist weltweit das Land mit der ältesten Bevölkerung. 18,2 Prozent der Italiener sind älter als 65 Jahre. Die Italiener führen somit vor den Griechen und den Schweden die Liste der „langlebigsten“ Bevölkerung an.

Diese Entwicklung in Italien gibt Wissenschaftlern Anlass zur Sorge. Künftige Generationen werden mehr „Versorgungslasten“ für die ältere Generation zu tragen haben, betonten italienische Experten. Sie bangen vor allem um die Zukunft des italienischen Pensionssystems.

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