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Italien: Aufspaltung der Fluglinie Alitalia

Die Regierung, die mit den Gewerkschaften und dem Alitalia-Management eine Strategie zur Rettung der Fluglinie diskutiert, erwägt die Spaltung in zwei Gesellschaften.

In der ersten sollen alle Töchter zusammengefasst werden, die mit der Flugbranche zusammenhängen, hieß es in Regierungskreisen nach Angaben italienischer Medien am Mittwoch. Die zweite Gesellschaft soll aus der Verschmelzung aller nicht-strategischen Bereichen der Alitalia entstehen. Beide Gesellschaften sollen weiterhin unter Kontrolle des römischen Schatzministeriums bleiben, für den Beitritt von Privaten jedoch offen sein.

Mit diesem Plan seien Kosteneinsparungen in Höhe von 200 Mio. Euro verbunden. Zugleich wolle die Regierung mit einem Flottenausbau für eine stärkere Konkurrenzfähigkeit im Bereich Langstreckenflüge sorgen, hieß es. Die Gewerkschaften zeigten sich mit dem Plan einverstanden, verlangten jedoch Garantien, dass die nicht-strategischen Töchter der Airline nicht verschleudert werden, was gravierende Folgen auf die Beschäftigung hätte.

Zugleich sind in Rom Beratungen über eine Finanzspritze der Regierung für die Gesellschaft im Gange, die seit 1998 keine schwarzen Zahlen mehr schreibt. Nach Angaben des Vizepräsidenten des italienischen Senats, Roberto Calderoli, kann die Regierung Alitalia maximal Finanzierungen im Wert von 50 Mio. Euro gewähren. Europaminister Rocco Buttiglione sagte, neue Blankoschecks für die Fluglinie werde es jedoch nicht geben. Es sei Aufgabe des Unternehmens, die Lage in den Griff zu bekommen.

Die Gewerkschaften beschuldigten die Regierung Berlusconi, Alitalia bereits zum Tode verurteilt zu haben. Der autonome Gewerkschaftsverband der Alitalia-Belegschaft CUB rief am 17. Mai einen Generalstreik im italienischen Flugverkehr aus. Damit unternimmt die Belegschaft einen letzten verzweifelten Versuch, die Regierung zur Ergreifung von Hilfsmaßnahmen für die Flugbranche zu bewegen. Arbeitsminister Roberto Maroni warnte vor den Folgen eines weiteren Streiks im Flugverkehr, der seiner Ansicht nach Alitalia in die Insolvenz treiben würde. Ein dreitägiger „wilder“ Streik der Alitalia-Belegschaft hatte der Fluglinie vergangene Woche Verluste in Höhe von 50 Mio. Euro zugefügt.

Trotz der Bemühungen zur Alitalia-Rettung bleibt die Lage weiterhin sehr düster. Der italienische Verkehrsminister Pietro Lunardi, der am Verhandlungstisch mit Gewerkschaften und Alitalia-Management zur Rettung der Fluggesellschaft Alitalia sitzt, schließt eine Insolvenz nicht aus: „Wir besprechen verschiedene Lösungen, darunter auch die Möglichkeit, dass Alitalia unter Kontrolle eines Insolvenzkommissars gestellt wird. Dieser Schritt muss jedoch mit den Gewerkschaften vereinbart werden, da 22.000 Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen“, sagte Lunardi im Gespräch mit Journalisten.

Aktien und Anleihen der Alitalia blieben am Mittwoch an der Mailänder Börse vom Handel ausgesetzt worden. Die Aktien sollen bis zur am Donnerstag geplanten Aufsichtsratssitzung nicht mehr gehandelt werden, teilte die Mailänder Börse mit. Bereits am Mittwoch waren die Alitalia-Aktien wegen starker Kurseinbrüche einige Stunden lang vom Handel ausgesetzt worden.

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