Am frühen Mittwoch unterzeichnete das Unternehmen mit Regierung und Gewerkschaften eine Vereinbarung, die die finanzielle Unterstützung von 3.700 Beschäftigten regelt, deren Jobs im Rahmen eines strengen Sanierungsplans gestrichen werden sollen. Damit ist die entscheidende Hürde für einen dringend notwendigen staatlichen Überbrückungskredit von 400 Mio. Euro genommen.
Nach Gewerkschaftsangaben sicherte Sozialminister Roberto Maroni im Rahmen der Vereinbarung mit der Alitalia-Führung zu, dass gekündigte Mitarbeiter zwei Jahre Arbeitslosengeld bekommen sollen. Weitere drei Jahre sollen über staatlich finanzierte Abfindungen abgedeckt werden. Die Kosten des Fünf-Jahres-Pakets der Regierung wurden mit 450 bis 500 Mio. Euro beziffert.
Von neun Arbeitnehmerorganisationen unterzeichnete lediglich die Transportgewerkschaft SULT die Vereinbarung nicht. Gewerkschaftschef Vincenzo Siniscalchi erklärte, der Sanierungsplan enthalte keine ausreichenden Garantien für die Zukunft von Alitalia. Daher werde die Gewerkschaft zunächst ihre Mitglieder befragen, bevor sie über eine Zustimmung zu der Vereinbarung entscheide.
Das Abkommen über den Sozialplan ist ein Meilenstein für Alitalia, die seit über zwei Jahren gegen die dramatischste Krise ihrer 50-jährigen Geschichte kämpft. Die Gewerkschaften haben begriffen, dass es keine andere Lösung gibt. Jetzt haben wir die Weichen für einen Neubeginn des Unternehmens gestellt, sagte Alitalia-Chef Giancarlo Cimoli. Der Staatsmanager hatte in den vergangenen Wochen die Gewerkschaften stark unter Druck gesetzt und mehrmals vor der Insolvenz der Airline gewarnt.
Mit dem Abkommen haben wir die Weichen für Alitalias Neubeginn gestellt. Die Einigung greift allen Arbeitnehmern unter die Armen, die von der Umstrukturierung betroffen sind und rettet das Unternehmen vom Konkurs. Es ist ein gutes Abkommen: Das Verantwortungsbewusstsein hat gesiegt, betonte der Gewerkschaftschef Luigi Angeletti. Nun müsse Alitalia auf Wachstum setzen. Dies ist das Abkommen, das wir wollten, betonte Angelettis Kollege Guglielmo Epifani, Chef des Gewerkschaftsverbands CGIL.
Die europäischen Billigflieger beobachten kritisch die Bemühungen der Regierung Berlusconi zur Alitalia-Rettung. Der Verband der Europäischen Low Cost Airlines (ELFAA), dem sich zehn Airlines, darunter Ryanair und SkyEurope, beteilige, drohten in einem Schreiben an EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti und der EU-Verkehrskommissarin, Loyola de Palacio, mit einer Klage gegen Alitalia, sollte die noch staatliche Fluggesellschaft von der italienischen Regierung Staatshilfen erhalten.
Der Verband unterstrich, dass seine Mitglieder von der Tatsache benachteiligt seien, dass Alitalia künstlich am Leben gehalten wird. Sie erklärten sich insbesondere für die 750 Mio. Euro besorgt, die die Regierung im Rahmen des Haushaltsgesetzes 2005 für eine Kapitalaufstockung bei Alitalia zur Verfügung stellen wolle. Wir sind vor allem wegen des Rettungsplans besorgt, hieß es im Brief.
Die Alitalia-Kurse an der Mailänder Börse reagierten positiv auf die Einigung über das Sozialpaket für das Alitalia-Personal. Nach einem kräftigen Kursanstieg am Mittwochvormittag legten die Alitalia-Aktien um am frühen Nachmittag um 2,65 Prozent auf 0,29 Euro zu.